Rundgang Lauta-Süd

Einleitung

Lauta-Süd war nicht geplant als Teil der Siedlung am Rand des ab 1917 gebauten Lautawerks.

Ausgangspunkt war eine “Barackenstadt”, die ab Sommer 1917 südlich und südwestlich des künftigen Werksgeländes für beim Bau eingesetzte Kriegsgefangene und Handwerker errichtet wurde. Über 100  sogenannte genormte Holzbaracken des preußischen Kriegsministeriums (KM-Baracken) mit jeweils 80 Schlafplätzen entstanden. Hinzu kamen später 14 einstöckige massive einstöckige Unterkunftsgebäude und acht zweistöckige Häuser. Die Häuser sollten später als Familienwohnungen dienen. Ein Teil der Barackenstadt wurde als Gefangenenlager für Kriegs und Zivilgefangene mit einem Zaun umgeben.

Mit dem Ende des Krieges 1918 wurde das Gefangenenlager schrittweise aufgelöst und die Holzbaracken verschwanden. In den 1920er Jahren wurde begonnen, auf diesem Gelände Wohnheime für alleinstehende Beschäftigte des Lautawerks zu bauen und weiter westlich (entlang der heutigen Friedrich-Engels-Straße) im Rahmen eines Kleinsiedlerprogrammes Siedlungshäuser. An der heutigen Kleiststraße entstand mit dem durch die Konsum-Genossenschaft 1927 gebauten Geschäfts-Wohn-Komplex ein modernes Zentrum für Lauta-Süd. Eigentliches Zentrum bildeten die Verwaltungs- und Sozialgebäude der vormaligen Barackenstadt.

Bis Anfang 1930 war der Ausbau der Siedlung Süd zwischen der heutigen Friedrich-Engels-Straße, Karl-Liebknecht-Straße und Bahnlinie weitgehend abgeschlossen. Zu den vorstehend genannten Zentren der Siedlung waren weitere private Geschäftsgebäude hinzugekommen bzw. entstanden in den folgenden Jahren.

Weitere Ausbaustufen von Lauta-Süd waren zwischen 1933 und 1945 die Karl-Liebknecht-Straße zwischen der Friedrich-Engels-Straße und der Bahnlinie, die Siedlung südlich der Bahnlinie zwischen Eisenbahnstraße, Oststraße, Weinbergstraße und Karl-Liebknecht-Straße sowie die Häuser der so genannten “Musikersiedlung” zwischen der Joseph-Haydn-Straße im Westen, der Schumann-Straße im Norden, der Johann-Sebastian-Bach-Straße im Osten und Süden sowie die “Dichtersiedlung” zwischen Joseph-Haydn-Straße im Westen, Hans-Sachs-Straße im Norden, Karl-Liebknecht-Straße im Osten und Heinrich-Heine-Straße.
Das letzte, zu DDR-Zeiten (1949-1990) in Lauta-Süd errichtete Wohngebiet war das rund um die Einstein-Straße.

Lauta-Süd entstand, wie das Werk und Lauta-Nord, in dem großen Waldgebiet der Lautaer Heide. Einst war es im Besitz der Herzöge von Sachsen, dann der Kurfürsten von Sachsen und nach 1918 Staatsforst. Das Gelände befindet sich in der Oberlausitz und grenzte einst im Osten, im Süden und im Westen an die Herrschaft Hoyerswerda. Lauta-Süd liegt am nördlichen Rand eines Hochplateaus, dessen höchste Erhebungen bei Schwarzkollm und Johannisthal (Jungfernstein = 172,7 m ü. NN) zu finden sind. Der niedrigste Punkt von Lauta-Süd liegt bei 126,4 m ü. NN und der höchste bei 136,8 m ü. NN.

Rundgang

Der nachfolgend zu sehende Text mit Stationen und Bildern ist der erste Versuch, Lauta-Süd in Form eines Rundganges zu erschließen. Er folgt der historischen Entwicklung dieses Teiles von Lauta und beginnt deshalb in der Barackenstadt.
Er ist zunächst unvollständig und wird sich, hoffentlich auch mit Hilfe von jetzigen und einstigen Bewohnern, stetig weiter entwickeln. Bis zu den offiziellen Feierlichkeiten des Stadtjubiläums “650 Jahre Ersterwähnung” von Lauta soll er fertiggestellt sein.
Danach beginnt die Arbeit an einem Rundgang durch Lauta-Nord.

1 Barackenstadt

Die aus roten Ziegeln gebauten Steinhäuser der “Barackenstadt” waren die erste Siedlung in der entstehenden Industriegemeinde Lautawerk. Gegenüber dem Werkseingang Süd stand das Verwaltungsgebäude mit Verkaufsstelle, dahinter das Arbeitercasino mit Küche, Sozialeinrichtungen und “Kaufhaus”, östlich davon das Krankenhaus und westlich das Badehaus.

Werkspförtner Süd

Lessingplatz

1929 bis 1937 Stöckelplatz, seit mindestens 1941 bis heute Lessingplatz. Benannt nach dem am 1. Mai 1918 als Aufseher für die Barackenstadt eingesetzten Major Leopold Stöckel bzw. Stoeckel.

Verwaltungsgebäude

Steinbaracken

Krankenhaus

Wohnhäuser

Kaufhaus

Arbeitercasino

2 Friedrich-Engels-Straße

1929 Karl-Freter-Straße, 1935 bis 1945 Schlageterstraße, danach Engelsstraße bzw. Friedrich-Engels-Straße.

Werksgelände

Holzbaracken

Auf der unteren Karte aus dem Jahr 1920 ist die Ausdehnung der “Barackenstadt” zwischen Bahnlinie (unten), derdamaligen Waldstraße (links), der heutigen Friedrich-Engels-Straße und dem Werksgelände (oben) sowie der Bahnlinie zum Kippengelände an der heutigen Oststraße zu sehen. Die schwarz umrandeten Kästchen (links) sind die Holzbaracken.

Turmstraße

Benannt nach einer Transformatorenstation (?), die als Turm gebaut wurde und auf der Kreuzung Turmstraße/Uhlandstraße stand. 1929 Rauchstraße, seit Mitte der 1930er Jahre Turmstraße.

Uhrturm mit Transformatorenstation. Entwurf Clemens Simon.
Standort des “Trafoturms” heute.

Geschäftshaus Porada

1922 Kaufhaus Süd, Inhaber: Peter Porada. Bezog sich vermutlich auf das Gebäude hinter dem Arbeitercasino. 1927 Geschäftshaus Peter Porada, Rauchstraße. 1937 Turmstraße 5. 1941 Heinz Porada, Kaufmann, und Peter Porada, Lebensmittelhandlung: beide Turmstraße 5.

Ledigenwohnheime

Doppelhäuser

Konsum-Hof Kleiststraße

1929 betrieb der Konsumverein für Pulsnitz und Umgegend hier eine Verkaufsstelle. Damals hieß der der Platz Friedrich-Ebert-Platz.

Der “Konsumhof” heute.

3 “Grenze” Süd-Nord

Glocke und Ehrenmal

 

Geschäftshaus Hornig/Richter

Gasthaus “Zur Erholung”

4 Karl-Liebknecht-Straße

Wohnhäuser

Bäckerei Rühle

Vermutlich seit Mitte der 1920er Jahre an diesem Standort zu finden. Im Adressbuch von 1929 verzeichnet: Rühle, Fritz, Bäckerei und Kolonialwarenhandlung, Eigenheim, Waldstraße. Rudolf Hänisch war damals als Bäckergeselle bei Rühle beschäftigt und wohnte offensichtlich auch in dessen Haus. 1939 trug das Haus die Nummer Waldstraße 2. Fritz Rühle war weiterhin der Bäckermeister.

 

Rathaus

Altersheim

Feuerwehr

Schule

Friedhof

Bahnhof

5 Puschkinallee

6 Goethestraße

Abstecher Schillerstraße

Schillerstraße um 1930.
Geschäftshaus Otto Knospe, um 1926.

Existierte ab ca. 1924. Im Adressbuch 1929: Knospe, Otto, Kolonialwarenhandlung, Von-der-Porten-Straße 25.

7 Turmstraße

8 Uhlandstraße

9 August-Bebel-Straße

10 Arndt-Straße

11 Pappelweg

12 Oststraße

Zunächst Tornoer Weg, dann Schlesienstraße (1941 u. 1948) und ab 1948 schließlich Oststraße.

“Quellendiele”

Eine Quelle gab es an der Stelle, wo die Gaststätte “Quellendiele” heute noch zu finden ist, zu keiner Zeit. Dafür jedoch ausgedehnten Kiefernwald und den für diese Höhenlage in Lauta (ca. 129 m ü. NN) typischen Sandboden. “Diele” ist eine aus Norddeutschland stammende Bezeichnung für ein Lokal.
Auf dem Meßtischblatt von 1918 ist an dieser Stelle noch keine Bebauung eingezeichnet. Aber auf dem von 1920. Darauf ist auch die Bahnlinie zu sehen, über die der Abraum und Bauschutt von den Bauarbeiten für das Lautawerk und die Kolonie Nord transportiert wurde. Bauherr und erster Eigentümer war der Kinobesitzer Paul Hendus. Im Adressbuch von 1922 ist er unter der Adresse “Tornoer Weg” (heute: Oststraße) aufgeführt. Außer ihm wohnten 1922 im Tornoer Weg Max Exner (Arbeiter) und Karl Frohne (Zimmerpolier).
1929 war der Bierverleger Paul Guhr Besitzer des Hauses und wohnte hier mit seiner Mutter Anna Guhr. August Möller war als Büfettier tätig. Welche Rolle der 1929 ebenfalls im Tornoer Weg gemeldete Brennmeister Gustav Scholz spielte, ist noch unbekannt.
1937 finden wir noch die Witwe Anna Guhr, jedoch Paul Guhr nicht mehr. Max Merker heißt der neue Gastwirt. War Erich Raschke bei ihm als Hausdiener tätig? Oder wohnte er nur im Tornoer Weg und arbeitete in einer der Direktoren-Villen?
1941 ist Max Merker weiterhin Gastwirt, aber nun in der Schlesienstr. 1. Anna Guhr wohnt in der Schlesienstr. 2. Dora Guhr, möglicherweise ihre Enkelin, betreibt in der Grenzmarkstr. 2 (heute: Friedensstr.) eine Kohlenhandlung und eine Bierhandlung.

Hochkippe

Entstand mit dem Bau des Lautawerkes ab 1917 und der um das Werksgelände gebauten Siedlungen. Zunächst Ablagerung von Erdreich, dann Bauschutt und schließlich der Restprodukte der Tonerde-, Gallium- und Aluminiumproduktion sowie der Stromerzeugung aus Braunkohle. Erstreckte sich 1990 auf einer Fläche von ….. ha und mit einer ….. Höhe von …… . Seit 1998 Rückbau der Hochkippe und Rekultivierung der Fläche zunächst durch die PUS GmbH und weiterführend durch die M.C.L. GmbH Lauta.

13 Westfalenstraße

14 Brandenburgallee

15 John-Schehr-Straße

 “Sachsenstube”

16 Einsteinstraße

17 Johann-Sebastian-Bach-Straße

Gefangenenlager

Ehemaliger Standort des Lagers III- “Belgierlager”. Lager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.

Firma Reier

Neuapostolische Kirche

18 Karl-Liebknecht-Straße

19 Bahnhof

Hinweis

Die vorstehend publizierten historischen Ansichtskarten stammen entweder aus dem Archiv des Autors oder wurden von Sammlern dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Es gibt im Internet zahlreiche Plattformen, die historische Ansichtskarten zum Kauf anbieten. Vielleicht hilft ihnen diese Seite, ihre Angebote zu Lauta begrifflich und zeitlich besser zuzuordnen. Sollten die Anbieter beim Betrachten dieser Seite sehen, dass Sie über ein hier nicht zu sehendes Produkt verfügen, bitte den Autoren unter info@geschichtsmanufaktur-potsdam.de benachrichtigen.

Eingeflossen sind Informationen aus Archivunterlagen und aus folgenden Büchern:
Belli, Peter Josef: Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium-Werk AG (VAW) von 1917 bis 1948…, Berlin 2012
Noack, Maximilian Claudius: Zwischen wilhelminischer Bedarfsarchitektur und moderater Moderne. Die Werkskolonien im Niederlausitzer Braunkohlenrevier, Petersberg 2016

© GeschichtsManufaktur Potsdam, 2024

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