Die Punzels. Eine Familie im Spiegel der Geschichte

Vorbemerkungen

Die nach­fol­gen­den Tex­te sind allen Per­so­nen gewid­met, die den Fami­li­en­na­men “Pun­zel” tra­gen oder bis zu einer Ver­hei­ra­tung tru­gen. Sie ver­tei­len sich über Deutsch­land, sind aber auch in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka, in Aus­tra­li­en und in Sin­ga­pur zu finden.

Allen Trä­gern die­ses Namens war und ist eines gemein­sam:
Sie muss­ten bzw. müs­sen sich immer mit des­sen Ver­ball­hor­nung oder mit einer nicht sei­nem eigent­li­chen Zweck, als Fami­li­en­na­men, ent­spre­chen­der Ver­wen­dung abfin­den.
“Rapun­zel”, “Pun­zel­chen”, “Prun­zel”, “Pur­zel”, “Fun­zel” — sind nur eini­ge Ver­ball­hor­nun­gen. Aktu­ell muss der Name Pun­zel auch wie­der für geschäft­li­che Zwe­cke her­hal­ten — Feri­en­haus in Büsum bzw. Näh­werk­statt — oder wird als Name einer Maus für eine Titel­fi­gur in einem Kin­der­buch ver­wen­det. Auch das ist nur eine klei­ne Aus­wahl.
Men­ta­le Stär­ke war und ist von­nö­ten, um das nicht alles an sich her­an­kom­men zu las­sen. Als His­to­ri­ker habe ich mir die­se Stär­ke und den Stolz auf mei­nen unge­wöhn­li­chen Fami­li­en­na­men aus der Geschich­te geholt.

Die Herkunft des Namens

Nach der Erklä­rung des Gen­Wi­ki kommt der Name aus dem Mit­tel­hoch­deut­schen und lei­te sich ab von “pun­ze” (= Sti­chel) oder “pon­ze” (= grö­ße­res Faß; für einen dicken Men­schen). Als Namens­va­ri­an­ten wer­den auf­ge­führt: Punt­zil (um 1361), Pun­c­zel (um 1422), Bun­zel (um 1452). Wei­te­re Aus­künf­te gibt es nicht.
Die Inter­net­sei­te “Name­spe­dia” schreibt: “Bedeu­tung des Namens Pun­zel ist unbe­kannt”.
For­e­be­ars” schreibt, dass aktu­ell welt­weit 526 Per­so­nen die­sen Fami­li­en­na­men hät­ten. Er am häu­figs­ten in den USA vor­kä­me und die höchs­te Dich­te in Deutsch­land errei­che. Dabei ver­teil­ten sich die Namens­trä­ger mit 84 Per­so­nen auf das Land Bran­den­burg und 25 Per­so­nen in Ber­lin. In Bay­ern gebe es sie­ben Namens­trä­ger, in Baden-Würt­tem­berg fünf, in NRW und Sach­sen-Anhalt jeweils drei, in Sach­sen zwei, in Nie­der­sach­sen und Schles­wig-Hol­stein sowie Hes­sen jeweils eine Per­son Wei­ter heißt es: “Pun­zel (Ö.) sie­he Bun­zel! Nic­las Pun­cz­law 1379 Prag (zu Bunzlau/schlesisch bezie­hungs­wei­se Jungbunzlau/Böhmen).
Die für Fami­li­en­ge­schichts­for­schung welt­weit füh­ren­de Platt­form “ances­try” bezieht sich als Quel­le auf das “Dic­tion­a­ry of Ame­ri­can Fami­ly Names”, 2013, Oxford Uni­ver­si­ty Press.

deutsch: Vari­an­te von Bun­zel , aus einer Ver­klei­ne­rungs­form von Bun­ze „(offi­zi­ell gestem­pel­tes) Wein­fass“, mög­li­cher­wei­se ein Berufs­na­me oder ein Spitz­na­me für einen kur­zen dicken Mann. 2. Deutsch: wahr­schein­lich eine met­ony­mi­sche Berufs­be­zeich­nung für einen Kup­fer­ste­cher oder Metall­ar­bei­ter ähn­li­cher Tätig­keit, von mit­tel­hoch­deutsch pun­ze für ‚mei­ßel‘, ‚hobel‘”

Die Inter­net­sei­te “Deut­sche Nach­na­men” macht es sich ganz ein­fach und über­nimmt ledig­lich die Anga­ben des GenWiki.

Im “Preu­ßi­schen Wör­ter­buch …” von 1883 gibt es auf S. 189 eine Erklä­rung für das Wort “Punz”, die wohl nicht Aus­gangs­punkt für die Ent­ste­hung des Fami­li­en­na­mens gewe­sen sein kann.

In den sla­wi­schen Spra­chen, dar­un­ter im Tsche­chi­schen und im Sor­bi­schen, wird “punc” als Wort­stamm, z. B. in dem Wort “pun­c­ja”, eben­falls wie im vor­ste­hen­den Bild beschrie­ben ver­wen­det. Das sor­bi­sche Wort “pun­ćik” dage­gen wird mit “Pfünd­chen” über­setzt und erscheint als Wort­stamm in der sor­bi­schen Über­set­zung von “Rapun­zel” als “rapun­či­ca”. Sie­he auch die namens­kund­li­chen For­schun­gen des His­to­ri­kers Wal­ter Wen­zel, die für die Nie­der­lau­sitz sehr gut erforscht und für die Ober­lau­sitz wei­ter zu erfor­schen vorliegen. 

In einer sor­bi­schen Publi­ka­ti­on aus dem Jahr 1900 wur­de “Punt­zil (Bun­cl?)” in einer Über­sicht his­to­ri­scher sor­bi­scher Namen auf­ge­lis­tet. ((Muka, Ernst: Serbs­ke swó­jb­ne mje­na měs­ta Budyši­na z lĕta 1416. In: ČASOPIS MAĆICY SERBSKEJE. 1900, Budyšin, S. 57))

Die Erst­erwäh­nung einer Per­son mit dem Namen “Punt­zel im Jahr 1372 fällt in eine Zeit, in der das Mit­tel­hoch­deut­sche gespro­chen und, sofern man es beherrsch­te, geschrie­ben wur­de. Das Gebiet, in dem es Ver­wen­dung fand, schließt auch die Stadt Baut­zen mit ein.

pun­ze, pon­ze, mhd., sw. M.: nhd. „Pun­ze“, Sti­chel, Mei­ßel, Fass; Vw.: s. sil­ber-; Hw.: vgl. mnd. pun­zū­ne; Q.: StRAu­gsb (1276), StR­Münch; E.: s. it. pun­zo­ne, M., Sti­chel, Mei­ßel; vgl. lat. pin­ge­re, V., malen; idg. *peig- (1), V., Adj., kenn­zeich­nen, fär­ben, rit­zen, bunt, far­big, Pokor­ny 794; W.: nhd. (ält.) Pun­ze, M., Pun­ze, DW 13, 2243; L.: Lexer 162b (pun­ze)

pun­ze­nie­ren, mhd., sw. V.: nhd. pun­zie­ren, mit dem Sti­chel arbei­ten, in Metall­blech getrie­be­ne Arbeit machen; Q.: RqvI (pun­se­nie­ren) (FB pun­ze­nie­ren), Lexer (1429); E.: s. pun­ze; W.: s. nhd. pun­zie­ren, V., pun­zie­ren, DW-; L.: Lexer 162b (pun­ze­nie­ren)

Koeb­ler, Ger­hard: Mit­tel­hoch­deut­sches Wör­ter­buch, 3. Auf­la­ge, o. O. 2014 ((https://www.koeblergerhard.de/mhd/mhd_p.html))

In dem davor ver­wen­de­ten Alt­hoch­deut­schen sind das Wort “Pun­ze” und davon abge­lei­te­te Wort­va­ri­an­ten noch nicht enthalten.

Historischer Überblick

14. Jahrhundert

Die ers­te Erwäh­nung einer Per­son mit dem Namen “Pun­zel” erfolg­te im Jahr 1322.

Der Baut­zener Bür­ger Wal­ter Pün­zel ver­kauf­te 1322 dem Kapi­tel des Kol­le­gi­at­stifts St. Petri “einen wie­der­ver­käuf­li­chen Zins auf sei­ne (4 Schil­ling gro­ßer Pfen­nig) und sei­ner Kin­der Güter (5 Schil­ling).” ((Kin­ne, Her­mann, Das (exem­te) Bis­tum Mei­ßen 1: Das Kol­le­gi­at­stift St. Petri zu Baut­zen von der Grün­dung bis 1569. In: Ger­ma­nia Sacra. Drit­te Fol­ge 7, Berlin/Boston 2014., S. 633)) 

Vom 30. Juli 1361 liegt eine Urkun­de des Hoch­stifts Mei­ßen vor, mit dem Inhalt: “Hein­rich und Fried­rich von Mock­ritz beken­nen an den Decan Diet­rich und das Capi­tel Getrei­de­zin­sen in meh­re­ren Dör­fern ver­kauft zu haben”. Genannt wer­den dar­in u.a. die Bau­ern Han­nus Punt­zil und Hen­zcil Punt­zil. ((Vgl. Codex Diplo­ma­ti­cus Saxo­niae Regiae II, 2 = Urkun­den­buch des Hoch­stifts Meis­sen, hg. von Ernst Gott­helf Gers­dorf, Leip­zig 1866, Dok. 534, S. 45 f.))

Die Vor­na­men “Han­nus” und “Hen­zcil” legen nahe, dass es sich um Sla­wen (Sor­ben) handelte.

Eine wei­te­re Urkun­de aus dem Hoch­stift Mei­ßen ist vom 9. Janu­ar 1371.
“P. Gre­gor XI. befiehlt dem Probst des Augus­ti­ner Chor­her­ren­stifts vor dem Ber­ge bei Alten­burg dafür zu sor­gen, dass die von dem Altar des h. Ale­xi­us in der Dom­kir­che wider­recht­lich abge­kom­me­nen Güter und Ren­ten dem­sel­ben zurück­ge­ge­ben wer­den.
Zur Rück­ga­be auf­ge­for­dert wer­den Hen­ry Elmotz, Diet­rich Kempnitz und Her­man­nus Punt­ze­li, als rec­to­res alta­ris sanc­ti Ale­xii , siti in eccle­sia Mis­nen­si. ((Eben­da, Dok. 605, S. 114))

Der Name “Her­man­nus Punt­ze­li” deu­tet wie­der­um auf deut­schen Ursprung hin. Zumal er einer von drei Inha­bern (rec­to­res) des Altars des Hl. Ale­xi­us in der Dom­kir­che auf der Burg in Mei­ßen war. Um dies wer­den zu kön­nen, war u.a. Geld von­nö­ten, das man auch ver­schmer­zen konnte.

Über das Jahr 1372 liegt eine Infor­ma­ti­on vor, die das Baut­zener Kol­le­gi­at­stift St. Petri betrifft. Dar­in heißt es:

Noch in dem­sel­ben Jah­re 1371 (13. Dezem­ber) fin­den wir bereits wie­der einen neu­en Propst von Baut­zen, Kon­rad Pru­ze, aus einem thü­rin­gi­schen Geschlecht, dem lan­ge Zeit das Gut Tref­furt gehör­te. Er war 1347 “obers­ter Schrei­ber” Mark­graf Fried­richs des Stren­gen, seit 1353 Dom­herr zu Mei­ßen, 1358 Propst zu Hain, 1362–1371 (25. März) Archi­dia­ko­nus der Nie­der­lau­sitz gewe­sen und blieb nun Bautz­ner Propst von 1371 bis 1381. Unter ihm fand 1372 die Bestä­ti­gung der Sta­tu­ten des Bautz­ner Kol­le­gi­at­stifts, wel­che wir schon erwähn­ten, durch Bischof Kon­rad II. statt, wobei als dama­li­ge Mit­glie­der des Kapi­tels Dekan Rul­ko [von Bischofs­wer­de], Hein­rich Por­sche [“Por­schin”], Ram­fold v. Polenz, Johann v. Kop­pe­ritz, Johann Pun­zel [Pon­c­zeli­ni] und der Kus­tors Hein­rich von Bischofs­wer­de genannt werden.”

Kno­t­he, Her­mann: Die Pröps­te des Kol­le­gi­at­stifts St. Petri zu Baut­zen von 1221—1562. In: Neu­es Archiv für Säch­si­sche Geschich­te und Alter­tums­kun­de. Bd. 11, Dres­den 1890, S. 29.

Die vor­ste­hen­de Auf­lis­tung der 1372 an der Bestä­ti­gung der Sta­tu­ten des Bautz­ner Kol­le­gi­at­stifts betei­lig­ten Per­so­nen stimmt nicht über­ein mit der von Her­mann Kin­ne in sei­ner Dis­ser­ta­ti­on aus­ge­wer­te­ten Urkun­de (S. 184). Es sei denn, der unter [2] genann­te “Nico­laus deca­nus” oder unter [4] auf­ge­führ­te “Nico­laus doc­tor decre­torum” war iden­tisch mit Nico­laus Punczil.

1380 bestä­tig­te das Baut­zener Kapi­tel die Stif­tung eines Zin­ses von je
10 Mark Gro­schen wie­der­käuf­li­chen Zin­ses, die der Baut­zener Mit­ka­no­ni­ker Johan­nes Pün­zel für je 100 Mark Gro­schen gekauft und zur Aus­stat­tung der Altä­re bea­tae Marie vir­gi­nis und bea­tae Doro­theae mit zwei dazu­ge­hö­ren­den Ewig­vi­ka­ri­en bestimmt hat­te. ((Kin­ne, Her­mann, a.a.O., S. 337, Anm. 145))
Die Beset­zungs­rech­te an den Vika­ri­en behielt sich der Stif­ter auf Lebens­zeit vor, nach sei­nem Tod soll­ten sie mit je einer Pfrün­de ver­bun­den, d. h. dem jewei­li­gen Inha­ber über­tra­gen wer­den. Eige­ne Gel­der muss­ten die Inha­ber der Vika­ri­en nicht minis­trie­ren. Johan­nes Pün­zel hat­te statt­des­sen dem Stift einen jähr­li­chen Zins von 5 Mark über­tra­gen. Die bischöf­li­che Bestä­ti­gung bei­der Altä­re erfolg­te 1383. ((Eben­da, S. 338))

Die Namens­kar­tei des Stadt­ar­chivs in Baut­zen ent­hält zwei Ver­mer­ke zu dem Namen Pun­zel.
Nico­laus Pun­c­zil de Budes­sen (aus Baut­zen) gehör­te danach 1382 zu den Stu­den­ten an der 1348 gegrün­de­ten und heu­ti­gen Karls-Uni­ver­si­tät in Prag.
Die “Baut­zener Nach­rich­ten” berich­te­ten 1886 von einer im Mit­tel­al­ter in Baut­zen leben­den Fami­lie Punt­zel. ((Die vor­ste­hen­den Infor­ma­tio­nen und die Hin­wei­se auf den Inhalt der fol­gen­den Doku­men­te wur­den dan­kens­wer­ter­wei­se vom Stadt­ar­chiv Baut­zen, Frau Jose­phi­ne Wink­ler, zur Ver­fü­gung gestellt.))

Bür­ger­meis­ter Diet­rich Scheuf­ler und die Rats­leu­te Nickel Punt­zil, Johann Preisch­witz; Hans Königs­brück, Nickel Bart; Hugil Zebe­nitz; Nico­laus Tscha­ke­witz, Micha­el Abra­ham; Nico­laus Bischofs­wer­da, Peter Czar­t­he, Peter vom Huze, Peter Wei­ßen­berg und Sieg­mund Ber von Baut­zen bestä­ti­gen, dass die Wit­we des Niko­laus Zeid­ler (Nic­ze Zate­ler), Kat­rin (Zetele­rin­ne), und ihr Sohn Mar­tin 15 Mark zu 1 1/2 Mark jähr­li­chen Zin­ses dem Spi­tal gestif­tet haben. Nach ihrem Tod fällt der Zins an das Kloster.”

Doku­ment vom 14. Mai 1394 ((Stadt­ar­chiv Baut­zen, 61000 — Urkun­den, 0069))

Bei dem in der Urkun­de genann­ten “Nickel Punt­zil” han­delt es sich ver­mut­lich um den für 1382 erwähn­ten Stu­den­ten “Nico­laus Pun­c­zil”.

Bür­ger­meis­ter Diet­rich Scheuf­ler und die Rats­leu­te Nickel Punt­zil, Johann Preisch­witz; Hans Königs­brück, Nickel Bart; Hugil Zebe­nitz; Nico­laus Tscha­ke­witz, Micha­el Abra­ham; Nico­laus Bischofs­wer­da, Peter Czar­t­he, Peter vom Hau­ze, Peter Wei­ßen­berg und Sieg­mund Ber von Baut­zen bestä­ti­gen, dass sie dem Baut­zener Stifts­de­kan Hein­rich Por­schin 3 Schock jähr­li­chen Zins, das heißt 1 Schock zu 60 Gro­schen, für 30 Schock Gro­schen böh­mi­scher Mün­ze wie­der­käuf­lich ver­kauft haben.”

Doku­ment vom 17. Juli 1394 ((Stadt­ar­chiv Baut­zen, 61000 — Urkun­den, 0071)) 

Bür­ger­meis­ter Her­man von Unaw (Vnaw) und die Rats­leu­te Hanus Fry­berg, Pau­el Pem­mer­lyn, Her­man Them­me­ritz, Hanus Wei­ßen­berg (Wys­sen­burg), Hanus Selk­man, Hanus Punt­zil, Bar­tho­lo­meus Sche­rens­mid, Peter vom Haus (Hwse), Niko­laus (Nic­lahs) Tyche­nitz, Hane­man Wol­len­we­ber, Nic­lahs Schnes­se, Hanus Pre­dil von Budis­sin lei­hen von Hans Rothe 18 Mark Gro­schen Böh­mi­scher Mün­ze pol­ni­scher Zahl gegen 2 Mark jähr­li­chen Zins an die Petri-Kirche.”

Doku­ment vom 20. Novem­ber 1399 ((Stadt­ar­chiv Baut­zen, 61000 — Urkun­den, 0084))

Hanus Punt­zil” (Hans Pun­zel) wie­der­um könn­te ein Bru­der von Nickel Punt­zil gewe­sen sein. Als Vater kommt er nicht in Frage.

15. Jahrhundert

Bür­ger­meis­ter Lud­wig Swart­ze und die Rats­leu­te Her­man von Unaw, Han­nus Frei­berg, Han­man Pfol, Her­man Teme­ritz, Hein­rich Sche­de­law, Han­nus Punt­zil, Nic­las Tich­nitz, Bar­tho­lo­meus Scher­ins­mid, Han­nus Printz, Han­nus Fle­myng, Tho­mas Nol­de­ner, Nic­las Cza­ch­ris, Rat­man­nen, der Stadt Baut­zen beur­kun­den, der Toch­ter Nic­las Pfols, Mar­ge­ri­te, 5 Schock um 60 Schock Gro­schen ver­kauft zu haben mit bei­der­sei­ti­ger halb­jäh­ri­ger Kündigungsfrist.”

Doku­ment vom 30. Okto­ber 1400 ((Stadt­ar­chiv Baut­zen, 61000 — Urkun­den, 0087)) 

Laut einer Urkun­de vom 10. Dezem­ber 1401 stif­te­te und dotier­te der Meiß­ner Bischof Thi­mo von Col­ditz in der Eras­mus­ka­pel­le des Bischofschlos­ses auf der Burg Stol­pen zwei Altä­re. Einen davon für Johan­nis Pun­c­zeli­ni.
((Vgl. Codex Diplo­ma­ti­cus Saxo­niae Regiae II, 2 = Urkun­den­buch des Hoch­stifts Meis­sen, hg. von Ernst Gott­helf Gers­dorf, Leip­zig 1866, Dok. 763, 764, S. 299 f.))
Eben­falls von 1401 ist die von Johan­nes Pün­zel, ver­füg­te tes­ta­men­a­ri­sche Stif­tung der Vika­rie St. Jakob 2di, Vica­ria pau­per­um. ((Kin­ne, S. 221))

Die wei­te­ren hier auf­ge­führ­ten Urkun­den bezie­hen sich wie­der auf die Rats­leu­te der Stadt Baut­zen. Wovon Hans Punt­zil einer war. 

Bür­ger­meis­ter Sig­mund Ber und die Rats­leu­te Nic­las Pfol (Pofol), Hugel Zebe­nitz, Nic­las Prisch­witz, Bar­tho­lo­mä­us Sum­mich, Peter Den­ke­wicz, Hans Hun­lyn, Richard Tzschack­witz (Cza­ke­witz), Peter Hopfl, Urel­ri­chard, Hans Punt­zil, Wen­zel Frei­berg und Nic­las Jur­ge ver­kau­fen an Hein­rich Frei­berg, Can­tor des Petri-Stifts Baut­zen, sowie Johan­nes, Pfar­rer in Cune­wal­de vier Mark jähr­li­chen Zins als Seel­ge­rä­te von 40 Mark böh­mi­scher Mün­ze pol­ni­scher Zahl.”

Doku­ment vom 04. Okto­ber 1408 ((Stadt­ar­chiv Baut­zen, 61000 — Urkun­den, 0105))

Sig­mund Ber, Bür­ger­meis­ter, Nic­las Prisch­witz, Han­nos Pon­czk, Richard Cza­ke­wicz, Bar­tho­lo­meus Zonnsch, Han­nes Pun­c­zel, Nic­las Guten­se, Nic­las Gor­ge, Peter Somerfeld, Nic­las Wei­pen­berg (Wisem­berg), Ytel Rei­chard, Peter Hophe, Han­nos Pfol, Rats­leu­te von Baut­zen, bestä­ti­gen, dass sie mit Zusti­um­mung König Wen­zels IV. von Böh­men dem Peter Unge­ra­ten aus Lie­gnitz 20 Mark jähr­li­chen Zins um 260 Mark pra­gi­sche Gro­schen pol­ni­sche Zahl ver­kauft haben.”

Doku­ment vom 21. Sep­tem­ber 1410 ((Stadt­ar­chiv Baut­zen, 61000 — Urkun­den, 0114))

Schuld­ver­schrei­bung der Stadt Baut­zen gegen­über der Stadt Bres­lau über 260 Mark, die ihnen Peter Unge­ra­ten gelie­hen hat.
Sig­mund Ber, Bür­ger­meis­ter; Nic­las Prisch­witz; Han­nos Pon[czh]; Richard Cza­ke­wicz Bar­tho­lo­me [Zonnsch]; Han­nes Pun­c­zel; Nic­las Buten­se; Nic­las Gor­ge, Pet[er] Som[mer]feld; Nic­las Wisemb[er]g; Rei­chard, Pe[ter] Hophe; Han­nos Pfol Rats­leu­te der Stadt Baut­zen; König Wen­zel IV. von Böhmen”

Doku­ment vom 30. Sep­tem­ber 1433 ((Stadt­ar­chiv Baut­zen, 61000 — Urkun­den, 0182))

Hein­rich von Wer­mels­hau­sen (van Wymel­hu­sen), Frei­graf des Frei­stuhls zu Dort­mund, bezeugt, dass die Bautz­ner Bür­ger Gre­gor Scheuf­ler (Scheuf­fe­ler) und Niko­laus Mans­feld (Nic­la­es Mans­velt) durch ihre bevoll­mäch­tig­ten Ver­tre­ter bei ihm erschie­nen sei­en und sich beklagt hät­ten, dass Con­rad Horn (Hoirn), Bür­ger zu Baut­zen, die Baut­zener Bür­ger Hanns Punt­zell, Hein­rich Langh­em­pel (Hin­rich Lan­ge­ham­pel), Hans Schwert­fe­ger (Hanns Swert­ve­ger), Niko­laus Wei­ßen­berg (Nic­lay Wis­sen­burgh) und Paul Sche­ren­schlei­fer (Pawl Sche­rens­lif­fer) vor das Feme­ge­richt des Hin­rich van Wil­ken­ber­ge, genannt von Val­bert (van Val­wert), Frei­graf von Berg­neu­stadt (‚suder­lan­de ter nuens­tat‘), gela­den habe, sie aber zu dem fest­ge­setz­ten Ter­min nicht erschei­nen konn­ten, weil sie ers­tens Con­rad Horn nicht hät­ten benach­rich­ti­gen kön­nen, und zwei­tens, weil ihre Stadt Baut­zen von den Ket­zern (Hus­si­ten) bela­gert wor­den ist.”

Doku­ment vom 06. Okto­ber 1433 ((Stadt­ar­chiv Baut­zen, 61000 — Urkun­den, 0183))

Die Chro­nik der Stadt Delitzsch berich­tet aus dem Jahr 1434 ((https://stadtarchiv-delitzsch.de/stadtgeschichte/delitzscher-stadtchronik-1207–1990?start=1)):

Einer, namens Pun­zel, ward ver­sucht (gemar­tert)…

Stadt­ar­chiv Delitzsch, Stadt­chro­nik 1207–1990

Urteil in der Streit­sa­che zwi­schen Johan­nes Fran­c­ze und Augus­tin, Con­rad Wuch­c­zen Eidam, mit For­mu­lie­rung der Urfeh­de­for­mel des Johan­nes Fran­c­ze.
Johan­nes Beer; Niko­laus S#; Gre­go­ri­us Scheu­fe­ler; Johan­nes Pun­c­zel; Hein­rich Langh­em­pel (Lan­geh­em­pil); Johan­nes Schwert­fe­ger (Swert­fe­yer); Niko­laus Beer; Tho­mas Som­mer­felt; Peter (Pet­cz) Dawid; Joa­chim; Geor­gius Scheu­fe­ler; Pau­lus Gir­sch­ner; Johan­nes Chu­de­wa; Paul Gir­sch­ner; Johan­nes Sar­tor; Johan­nes Dubau; Magis­ter Chris­tia­nus; Magis­ter Bar­tho­lo­mä­us Slauo­rus; Tha­de­us (Tha­teo), Abbas monas­te­rii Erfor­den­sis ordi­nis sanc­ti Bene­dic­ti; Pau­lus Oli­si­cis von Baut­zen, Cle­ri­cus Mis­nen­sis; Nico­laus Kle­ticz von Senf­ten­berg, Cle­ri­cus Mis­nen­sis; Jacob Gut­c­ze; Nico­laus Dre­be­kow, Bür­ger von Bautzen”

Doku­ment vom 13. Janu­ar 1435 ((Stadt­ar­chiv Baut­zen, 61000 — Urkun­den, 0194))
Urkun­de vom 11. Janu­ar 1498, Stadt­ar­chiv Baut­zen ((https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/ALH6ERACQXBPXUMHFJKIKFN7Q5HGUQH6))

Dechant Johan­nes Pfol und das gan­ze Kapi­tel der Dom­kir­che St. Petri zu Baut­zen stel­len dem Bür­ger­meis­ter und Rats­man­nen der Stadt Baut­zen ein Trans­sumpt und Vidi­mus über einen besie­gel­ten Per­ga­ment­brief der Mark­gra­fen Otto [IV.] und Wal­de­mar von Bran­den­burg vom 28. August 1307 aus, wor­in die Mark­gra­fen Otto [IV.] und Wal­de­mar von Bran­den­burg der Stadt Baut­zen fol­gen­de Pri­vi­le­gi­en bestä­ti­gen: Bür­ger mit Bür­ger­recht der Stadt Baut­zen dür­fen nicht durch einen Erbrich­ter gerich­tet wer­den, wenn sie nicht auf dem Land auf fri­scher Tat ertappt wur­den und noch am sel­ben Tag ange­zeigt wur­den. In die­sem Fall sol­len sie vor das Land­ge­richt gebracht wer­den. Zwei­tens müs­sen Händ­ler mit den Bür­gern schos­sen und wachen. Drit­tens dür­fen nur Bür­ger Mist aus der Stadt fah­ren oder Per­so­nen, die das auf Wunsch eines Bür­gers tun. Zeu­gen sind Niko­laus von Por­sitz, Hein­rich von Gau­ig (Gusk), Thy­lich von Hau­g­witz, Dechant Walt­her Pun­zel und ande­re nicht genann­te Getreue. Aus­ge­stellt am 28. August 1307

Doku­ment vom 11. Janu­ar 1498 ((Stadt­ar­chiv Baut­zen, 61000 — Urkun­den, 0699)) 

Eben­falls am 11. Janu­ar 1498 wur­de eine wei­te­re Urkun­de vom 28. August 1307 bestä­tigt. Dar­in ord­nen die vor­ste­hend genann­ten bran­den­bur­gi­schen Mark­gra­fen die Gerichts­bar­keit der Stadt Bautzen.

Walt­her Punt­zel (in der Urkun­de Walt­he­ru Punt­zelo) und Johan­nes Pfol wer­den hier als Dechan­ten bezeich­net und gehör­ten zum Kol­le­gi­at­stift St. Petri in Baut­zen. Alle ande­ren Genann­ten stamm­ten aus Orten in der Umge­bung von Bautzen.

16. Jahrhundert

Im 16. Jahr­hun­dert war in Deutsch­land eine Pflan­zen­art bekannt, von der ent­we­der die rüben­för­mi­gen, flei­schi­gen Wur­zeln oder die roset­ten­för­mig ange­ord­ne­ten Blät­ter als Salat zum Essen ver­wen­det wur­den. In Ita­li­en nann­te man sie Rapon­zo­lo, vom ita­lie­ni­schen Wort “rapa” (Rübe) bzw. dem latei­ni­schen Wort “rapum” abge­lei­tet, wor­aus im Früh­neu­hoch­deut­schen des 16. Jahr­hun­derts Rapint­z­le, Rabünt­zt­le, Rapünt­z­le, Rap­unt­zel und spä­ter im Neu­hoch­deut­schen Rapünt­zelin, Rapünz­lein, Rapünz­chen (um 1700) wurde.((https://www.dwds.de/wb/Rap%C3%BCnzchen))

Über den Roman­schrift­stel­ler Joa­chim Chris­toph Fried­rich Schulz, er leb­te von 1762 bis 1798,((https://www.deutsche-biographie.de/sfz79415.html)) fand Rapun­zel Ein­gang in die deut­sche Sagen- und Mär­chen­welt. Er über­setz­te und ver­öf­fent­lich­te 1790 eine bereits frü­her in Frank­reich erschie­ne­ne Feen-Geschich­te, in der die Haupt­fi­gur “Petro­si­nel­la” hieß, in einer ers­ten deut­schen Über­set­zung 1761/66 “Peter­si­lie”. Schulz fand das aber unpas­send, und nahm Rapun­zel. Jacob Grimm über­nahm die Geschich­te 1812 in die ers­te Auf­la­ge der Kin­der- und Hausmärchen.

In der Kurz­fas­sung geht die Geschich­te so:
Rapun­zels Mut­ter gelingt es in ihrer Schwan­ger­schaft nicht, ihren schwan­ger­schafts­be­ding­ten Heiß­hun­ger und Appe­tit auf die im Gar­ten der Nach­ba­rin wach­sen­den Rapun­zeln zu zügeln. Hier­bei han­delt es sich ent­we­der um Feld­sa­lat oder um die Rapun­zel-Glo­cken­blu­me, die frü­her eben­falls als Salat­pflan­ze ange­baut wur­de. Sie ist über­durch­schnitt­lich reich an Eisen und ande­ren Spu­ren­ele­men­ten, die wäh­rend der Schwan­ger­schaft sehr wich­tig sind.
Als ihr Ehe­mann den Salat für sei­ne Frau zum wie­der­hol­ten Male aus dem Gar­ten einer Zau­be­rin steh­len will, wird er von die­ser ertappt und muss ihr zur Stra­fe (und aus Angst und um ihrem Zau­ber oder der Bloß­stel­lung als Dieb zu ent­ge­hen) sein Kind ver­spre­chen. Gleich nach der Geburt holt sie sich das Neu­ge­bo­re­ne, gibt ihm den Namen Rapun­zel, und als das Mäd­chen zwölf Jah­re ist (zu Beginn der Puber­tät vor der „Ent­wick­lung zur Frau“), sperrt sie es in einen abge­le­ge­nen tür­lo­sen Turm. Die ein­zi­ge Mög­lich­keit, in ihn hin­ein­zu­ge­lan­gen, besteht dar­in, dass Rapun­zel auf Zuruf ihr lan­ges Haar vom Dach­fens­ter her­un­ter­lässt, sodass die Zau­be­rin dar­an hin­auf­klet­tern und sie mit Nah­rung ver­sor­gen kann.((https://de.wikipedia.org/wiki/Rapunzel))

17. Jahrhundert

Am 2. Juli 1641 schrieb der nie­der­län­di­sche Rechts­ge­lehr­te Hugo de Groot ((https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Grotius)) an Johan Adler Sal­vi­us ((https://de.wikipedia.org/wiki/Johan_Adler_Salvius)) einen Brief mit fol­gen­dem Satz:

Von herrn Stal­han­schen ((https://de.wikipedia.org/wiki/Torsten_St%C3%A5lhandske)) haben wir, dass der­sel­be sich nun wie­der in Schle­si­en befin­de, vndt zu Pun­zel ren­dez-vous gehal­ten habe…“. ((https://dbnl.org/tekst/groo001brie12_01/groo001brie12_01_0268.php#3849T))

Stal­hand­s­ke hielt sich nicht in “Pun­zel” auf, son­dern in Bunz­lau ((https://de.wikipedia.org/wiki/Boles%C5%82awiec)), Nie­der­schle­si­en (heu­te: Bole­sła­wi­ec). In schle­sisch lau­tet die Orts­be­zeich­nung “Bun­zel”. Aber mit der Unter­schei­dung von “B” und “P” nahm man es nicht so genau. Bis heu­te. So gibt es den Begriff „Pun­zel-Tipp­la“ ((https://www.google.com/search?q=Punzel-Tippla&client=firefox-b‑d&ei=FLdmYcXoCOCH9u8PtPWs0As&ved=0ahUKEwjFwrz4mMfzAhXgg_0HHbQ6C7oQ4dUDCA0&uact=5&oq=Punzel-Tippla&gs_lcp=Cgdnd3Mtd2l6EAM6BwgAEEcQsANKBAhBGABQmVdYmVdg7VloAXACeACAAYkBiAGJAZIBAzAuMZgBAKABAcgBCMABAQ&sclient=gws-wiz)) , anstatt “Bun­zel-Tipp­la”, als volks­tüm­li­che Bezeich­nung für die Bunz­lau­er Keramik.

“Pun­zel-Tipp­la”, eigent­lich Bun­zel-Tipp­la. Bunz­lau­er Kera­mik. ((https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bunzlauer_Keramik.jpg))

18. Jahrhundert

Im 18. Jahr­hun­dert wur­de in Greif­fen­berg (Ucker­mark) Johann Chris­ti­an Pun­zel gebo­ren. Er soll dort eben­falls ver­stor­ben sein. Am 25. August 1776 wur­den ihm und sei­ner Ehe­frau Marie Eli­sa­beth (geb. Wantz) in Greif­fen­berg ein Sohn gebo­ren, Johann Fried­rich Pun­zel. Die­ser ver­starb am 30. Okto­ber 1837, in Greif­fen­berg, und hin­ter­ließ eben­falls einen Sohn, Fried­rich Wil­helm Pun­zel (geb. 21. Novem­ber 1812 in Greif­fen­berg, gest. 21. August 1868 in Greif­fen­berg).
Johann Chris­ti­an Pun­zel ist der ältes­te bekann­te Ver­tre­ter der Linie von Pun­zels, die heu­te durch mei­nen Vater, Hans-Jür­gen Pun­zel, reprä­sen­tiert wird.

19. Jahrhundert

“Köck und Jus­te”, Vau­de­ville in 1 Akt von W. Fried­rich kün­dig­te das Thea­ter der König­li­chen Haupt- und Resi­denz­stadt Königs­berg für Mon­tag, den 4. Novem­ber 1844 an. Die Rol­le des Regis­tra­tors Pur­zel, spie­le Herr Klotz. ((https://www.digital.adk.de/trefferliste/detailseite/?tx_dlf%5Bid%5D=11973&tx_dlf%5Bpage%5D=1&tx_dlf%5Bdouble%5D=1&cHash=f4fe76c38693a7717f4279681311fe6f#))

Thea­ter­zet­tel aus der Resi­denz­stadt Königs­berg (Ost­preu­ßen).

Ver­fasst hat­te das Stück Fried­rich Wil­helm Rie­se. W. Fried­rich benutz­te er als Pseud­onym. In der 1846 beim Ber­li­ner Ver­lag Juli­us Sprin­ger ver­öf­fent­lich­ten Druck-Fas­sung wird es als “Pos­se in einem Auf­zu­ge” bezeich­net: “Frei nach dem Fran­zö­si­schen”. Als ers­te Rol­le wird der “Regis­tra­tor Pun­zel” genannt. Und so steht es auch in den nach­fol­gen­den Ver­öf­fent­li­chun­gen. Sei­ne Schwes­ter Aspa­sia, ver­wit­we­te Haupt­män­nin Dürrfeld bzw. Dür­feld, müss­te mit Mäd­chen­na­men auch Pun­zel gehei­ßen haben: Aspa­sia Pun­zel. Die Namens­ge­be­rin des Vor­na­mens Aspa­sia ( * um 470 v. Chr. in Milet; † um 420 v. Chr. in Athen) war eine grie­chi­sche Phi­lo­so­phin, Red­ne­rin und die zwei­te Frau des Peri­kles. Von anti­ken Komö­di­en­dar­stel­lern wur­de sie gern als Hetä­re ((Für den Begriff “Hetä­re” gibt es zwei Erklä­run­gen: 1. Pro­sti­tu­ier­te; 2. hoch­ge­bil­de­te, oft poli­tisch ein­fluss­rei­che Freun­din, Gelieb­te bedeu­ten­der Män­ner)) dar­ge­stellt und herabgesetzt.

Titel­bild von Theo­dor Hose­mann ((https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Hosemann))
W. Fried­rich = Fried­rich Wil­helm Riese

Die „Wie­ner all­ge­mei­ne Musik-Zei­tung“ berich­te­te in ihrer Aus­ga­be Nr. 60/61 vom 20./22. Mai 1845, auf S. 243, dass das Thea­ter Graz unter der Rubrik „Sing­spie­le und Pos­sen“ im Spiel­jahr an drei Aben­den das Stück „Pun­zel“ auf­ge­führt habe. Um wel­ches Stück es sich hier genau han­del­te, ist nicht bekannt. Ver­mut­lich war es das vor­ste­hend genann­te Stück von Fried­rich Wil­helm Riese.

Regis­tra­tor Pun­zel ((Aus­zug aus: Köck und Gus­te. Bil­der­bo­gen, Neu­rup­pin, 2. Hälf­te 19. Jh. Eigen­tü­mer: Muse­um Euro­päi­scher Kul­tu­ren, Staat­li­che Muse­en zu Berlin))

War­um Rie­se sei­ner Figur den Namen “Pun­zel” gab, ließ sich bis­lang nicht klä­ren. Erfolg­reich jedoch schien das Stück an den ver­schie­dens­ten Büh­nen gelau­fen zu sein. Was zwang­los zur Ver­brei­tung unse­res Fami­li­en­na­mens führ­te. Bis nach Ägyp­ten wur­de er so bekannt, wie der aus Ber­lin stam­men­de und von 1862 bis 1872 in Kai­ro täti­ge Schlos­ser­meis­ter Carl Hoff­mann in sei­nen 1879 ver­öf­fent­lich­ten Erin­ne­run­gen berichtete.

Es soll­te “Köck” und “Jus­te” auf­ge­führt wer­den.
Nun ging auch der Vor­hang auf und in wirk­li­cher, preu­ßi­scher, wenn auch etwas schä­bi­ger Uni­form erscheint der Gefrei­te “Köck” und schil­dert dem Publi­kum sei­ne glü­hen­de Lie­be zu “Jus­ten” und wie die­sel­be immer mit fet­ten “Bra­ten­stul­len” und Schmalz­töp­fen sein ein­tö­ni­ges Kaser­nen­le­ben bei Kom­miss­brot und Grau­pen­sup­pe zu ver­schö­nern wuss­te.
Die­ses gute alte Lust­spiel und die wirk­lich gelun­ge­ne Dar­stel­lung ver­setz­te alle Zuhö­rer in die lus­tigs­te Stim­mung, man glaubt sich eher in der ´grü­nen Neu­ne‘ in Ber­lin ((https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Neune)) als mit­ten in der Kali­fen­stadt zu befinden.”

Carl Hoff­mann: Ein Schlos­ser in Egyp­ten. Mei­ne Erleb­nis­se wäh­rend eines zehn­jäh­ri­gen Auf­ent­hal­tes im Lan­de der Pyra­mi­den, Ber­lin (F. Dör­ner), 1879, S. 192 f.)

Regis­tra­tor Pun­zel war in dem Stück die tra­gi­sche Gestalt. Was auch dazu führ­te, dass er die Figu­ren Köck und Gus­te in Ein­zel­fäl­len aus der Über­schrift ver­dräng­te. Das Thea­ter in Graz, sie­he oben, spiel­te das Stück unter dem Titel “Pun­zel”.

Die in Köln her­aus­ge­ge­be­ne “Neue Rhei­ni­sche Zei­tung”, das Organ der Demo­kra­tie­be­we­gung in der Revo­lu­ti­on 1848/49, ver­öf­fent­lich­te am 24. Novem­ber 1848 auf Sei­te 1 eine Mit­tei­lung des Prä­si­di­ums und des Büros der Preu­ßi­schen Natio­nal­ver­samm­lung in Berlin.

Das unter­zeich­ne­te Prä­si­di­um und Büreau der Preu­ßi­schen Natio­nal-Ver­samm­lung macht hier­mit bekannt: daß die Natio­nal-Ver­samm­lung, in Ver­an­las­sung der wie­der­holt gegen sie ange­wen­de­ten Mili­tär­ge­walt, gegen­wär­tig kei­ne regel­mä­ßi­gen Sit­zun­gen hal­ten kann, daß jedoch die in der Anla­ge ver­zeich­ne­ten Abge­ord­ne­ten in voll­kom­men beschluß­fä­hi­ger Anzahl in Ber­lin anwe­send sind und ihren Platz nicht ver­las­sen wer­den, um in jedem Augen­bli­cke, wenn das Heil des Vater­lan­des es erfor­dert, außer­or­dent­li­che Sit­zun­gen abzu­hal­ten.
Ber­lin, 17. Novem­ber 1848” ((https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/nn_nrhz151_1848?p=1))

Unter den Unter­zeich­nern fin­den sich auch die Namen “Bun­zel” und “Punt­zel” bzw. “Pun­zel”. In der am 20. Novem­ber 1848 vom Prä­si­di­um der Preu­ßi­schen Natio­nal­ver­samm­lung ver­öf­fent­lich­ten aktua­li­sier­ten Über­sicht der am 17. Novem­ber anwe­sen­den Abge­ord­ne­ten ist nur der Name “Bun­zel” ent­hal­ten, Abge­ord­ne­ter von Gold­berg-Hay­nau. Punt­zel (Pun­zel) fehlt, obwohl auch die­ser Name — im Gegen­satz zu der ansons­ten gewähl­ten alpha­be­ti­schen Namens­rei­hen­fol­ge — in der Zei­tungs­mit­tei­lung an reprä­sen­ta­ti­ver Stel­le stand.

In einer Erklä­rung von Abge­ord­ne­ten der Natio­nal­ver­samm­lung vom 27. Novem­ber 1848 ist auch nur der Name “Bun­zel” enthalten.

Zehn Jah­re spä­ter, 1858, erschien im Leip­zi­ger Ver­lag F. A. Geis­ler “Der dum­me Pun­zel oder Wie Alle reich wer­den woll­ten. Ein Lust- und Zau­ber­spiel für das Pup­pen­thea­ter in 2 Auf­zügen”. Wer der Autor war, ist nicht bekannt. Dafür aber der Inhalt:

Mario­net­ten­spiel, in dem der gute Geist Azo­rus ((http://Griechische Mytho­lo­gie. Azo­rus soll der Steu­er­mann der Argo­nau­ten gewe­sen sein und Grün­der der Stadt Azo­rus in Pelagoni­en, einer Land­schaft Maze­do­ni­ens.)) Pun­zel, einen ein­fäl­ti­gen Bau­ern, Bors­te, einen Schwei­ne­hir­ten, Schau­fel, einen Toten­grä­ber und Lie­sel, ein Gän­se­mäd­chen, mit Gold beschenkt, da sie alle­samt der Mei­nung sind, sie selbst müs­sen auch ein­mal rei­che, vor­neh­me Leu­te sein. Cas­par ist skep­tisch. Nach einem Jahr stellt er fest, dass nur Lie­sel ein klu­ger und wohl­thä­ti­ger Umgang mit dem Gol­de gelun­gen ist und dankt Azo­rus für die Leh­re, dass, wer nicht Herr sein kön­ne, eben die­nen müsse.”

Brun­ken, Ott, Hur­rel­mann, Bet­ti­na, Michels-Kohl­ha­ge, Maria, Wil­ken­ding, Gise­la: Hand­buch zur Kin­der- und Jugend­li­te­ra­tur: Von 1850 bis 1900, Stutt­gart 2008, S. 1863 f.)
“Der dum­me Pun­zel.…” war das 2. Heft in der Rei­he “Pup­pen- und Kin­der-Thea­ter”.
Aus­zug aus: Jahr­buch für den Deut­schen Buch-Kunst und Land­kar­ten-Han­del, Teil 1, S. 203, o. O. 1859

Fried­rich August Geiß­ler hat­te sei­nen Ver­lag 1857 gegrün­det. Er war Buch­bin­der und Buch­händ­ler und wohn­te in Leip­zig am Neu­markt 10. Mit sei­nem Sohn (oder Bru­der?) Fried­rich Theo­dor betrieb er unter die­ser Adres­se den Ver­lag F. A. Geiß­ler und Schrei­bers Erben. Land­kar­ten­ver­lag. Fried­rich Theo­dor hat­te 1857 eine Publi­ka­ti­on mit dem Titel “Grün­dung einer Buch­hand­lung” ver­öf­fent­licht. Zur Fami­lie gehör­te noch Her­mann Juli­us Geiß­ler. Er war in der glei­chen Pro­fes­si­on tätig, wie die vor­ste­hen­den und arbei­te­te in Leip­zig Markt 9. Im Jahr 1888 kauf­te der Ste­no­graph und Buch­händ­ler Emil Trach­brodt den Ver­lag F. A. Geiß­ler. Bekann­tes Pro­dukt des Ver­la­ges von Geiss­ler sowie spä­ter von Trach­brodt war der “Amei­sen­ka­len­der”, ein von 1838 bis 1942 jähr­lich her­aus­ge­ge­be­ner Volkskalender. 

20. Jahrhundert

Eine Wort­spie­le­rei bil­de­te 1928 ver­mut­lich den Aus­gangs­punkt bei der Titel­fin­dung für das Kin­der­buch “Run­zel-Pun­zel. Die Geschich­te zwei­er Mäus­lein”. Ver­fas­ser des Buches war Alek­sej Michajl­o­vič Remi­zov. Illus­triert wur­de es von Mat­hil­de Rit­ter. Erschie­nen ist es in der Pes­ta­loz­zi-Ver­lags­an­stalt Berlin-Grunewald. 

Alli-Mal­li-Stum­mel­schwanz und Run­zel-Pun­zel-Schnauz­bärt­chen sind die Haupt­fi­gu­ren. Alli-Mal­li ging täg­lich ihrer Arbeit nach, Nah­rung für den Tag zu beschaf­fen; die klei­ne Run­zel-Pun­zel war für den Haus­halt zustän­dig und blieb immer zu Hau­se. Eines Tages ver­ließ die klei­ne Maus den Bau und ent­deck­te ein geheim­nis­vol­les Schloss.

Abge­guckt hat­te sich Remi­zov die Vor­la­ge für sein Buch ver­mut­lich von dem Kin­der- und Jugend­buch­au­tor Albert Six­tus und sei­ner 1924 ver­öf­fent­lich­ten “Häs­chen­schu­le” sowie des­sen nach­fol­gen­den Häs­chen-Geschich­ten. Die Illus­tra­tio­nen der spä­te­ren Six­tus-Kin­der­bü­cher stamm­ten eben­falls zum gro­ßen Teil von Mat­hil­de Rit­ter.
Aber 1930 wur­de Rit­ter auch in den USA bekannt, wo sie Bücher des Kin­der­buch­au­tors Lois Donald­son illus­trier­te. 1933 gab sie mit ihm zusam­men Remi­zovs Geschich­te her­aus, unter dem Titel “Run­zel-Pun­zel. A Sto­ry of Two Litt­le Mice”. 

Es sind immer wie­der Hin­wei­se zu fin­den auf Per­so­nen mit dem Namen Pun­zel, die katho­li­schen Glau­bens gewe­sen sei­en und in Böh­men leb­ten. Hier­bei han­delt es sich um eine Ver­ball­hor­nung der Namens­schreib­wei­se. In Wahr­heit han­delt es sich um Per­so­nen mit dem Fami­li­en­na­men „Pun­zet“.
Die Pun­zets leb­ten in dem Ort Aus­cho­witz bei Mari­en­bad, heu­te Úšo­vice. Das im Inter­net ver­öf­fent­lich­te Stan­des­amt­li­che Ver­zeich­nis von 1939 belegt das eindeutig.

21. Jahrhundert

2021 ver­öf­fent­lich­te Lukas Sper­le als E‑Book das Kin­der­buch “Pun­zel und Jeff. Auf dem Jahr­markt”. Pun­zel ist wie­der ein­mal der Name der klei­nen Maus. Das Buch erschien in einer deut­schen und einer eng­li­schen Fassung.

2021 erschie­nen, ver­mut­lich als ers­tes Buch einer Reihe.

Familien-Linien der Punzels

Die Ucker-/Neumärkische Linie

Die ältes­ten Ver­tre­ter der Linie der Pun­zels, von der u.a. der Ver­fas­ser die­ses Tex­tes abstammt, sind in den ucker­mär­ki­schen Städ­ten Lychen und Greif­fen­berg nachgewiesen. 

1691 wur­de Johann Nico­laus Pun­zel (fälsch­lich auch: Punt­z­ret) gebo­ren. Sein Geburts­ort ist unbe­kannt. Nach dem aktu­el­len Stand der Nach­for­schun­gen lässt sich fol­gen­de Hypo­the­se aufstellen:

Johann Nico­laus Pun­zel wur­de 1691 in einem (noch unbe­kann­ten) Ort in Fran­ken gebo­ren. Er stamm­te aus einer Fami­lie von Zim­mer­leu­ten evan­ge­li­schen Glau­bens. Sein Vater hieß mit ers­tem Vor­na­men Nico­laus. Johann Nico­laus folg­te der Fami­li­en­tra­di­ti­on und wur­de eben­falls Zim­mer­mann. Im Zuge der Anwer­bun­gen Bran­den­burg-Preu­ßens unter Fried­rich Wil­helm I., König in Preu­ßen und Kur­fürst von Bran­den­burg, kam er gegen 1724 in die Ucker­mark. Ab 1724 wur­den in der Ucker­mark Schwa­ben und Fran­ken auf damals noch wüs­ten Stel­len aus der Zeit des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges ange­sie­delt.

1724 folg­ten dem Auf­ruf zur Ansied­lung frem­der Kolo­nis­ten auf noch wüs­ten Stel­len in der Mark zahl­rei­che Zuwan­de­rer, vor allem aus Fran­ken und Schwa­ben. Es kamen weit mehr, als man ver­lang­te. Da wur­de Ämtern und Adli­gen sogar frei­ge­stellt, wenn sie unge­hohr­sa­me und Wie­der­spens­ti­ge, auch sonst nichts­wür­di­ge Wir­t­he haben, die­se von ihren Höfen abund allen­falls als Haus­leu­te anzu­set­zen, die Höfe aber mit bes­se­ren, flei­ßi­gen Leu­ten, eben den zuge­reis­ten Kolo­nis­ten, zu ver­se­hen.”

End­ers, Lie­se­lott: Die Ucker­mark. Geschich­te einer kur­mär­ki­schen Land­schaft vom 12. bis zum 18. Jahr­hun­dert, 2. unver­än­der­te Auf­la­ge, Ber­lin 2008, S. 457

Johann Nico­laus hei­ra­te­te am 12. Mai 1734 in Lychen (Ucker­mark). Er war von Beruf Zim­mer­mann, spä­ter Zim­mer­meis­ter, und Bür­ger der Stadt.

Der 30-Jäh­ri­ge Krieg, sowie die Pest­jah­re 1636/37, hat­ten der Stadt Lychen schwe­ren Scha­den zuge­fügt. Am Ende des Krie­ges waren von den ursprüng­lich 224 Häu­sern nur noch 17 erhal­ten und bewohn­bar. Groß­brän­de in den Jah­ren 1684 ((Im Jahr 1684 – beim gro­ßen Stadt­brand in Lychen – brann­te das Dach der Kir­che ab, die Mau­ern blie­ben ste­hen. Aber das gesam­te Kir­chen­ar­chiv wur­de ver­nich­tet. Den Brand hat­te ein Fran­zo­se im Auf­trag sei­nes Königs gelegt, wobei er auch drei wei­te­re mär­ki­sche Orte ange­steckt hat­te. Er konn­te von den Gen­dar­men gefasst wer­den und wur­de zum Feu­er-Tod ver­ur­teilt (vier­mal mit „glü­hen­den Zan­gen gezwickt“). ((Quel­le: Wiki­pe­dia)) und 1732 ver­nich­te­ten fast die gesam­te Stadt. Die evan­ge­li­sche Stadt­kir­che St. Johan­nes hat­te den Stadt­brand von 1732 unbe­schä­digt über­stan­den.
1733 stan­den in Lychen 92 Häu­ser, davon waren 60 mit Zie­geln gedeckt. Acht Tuch­ma­cher und ein Zeug­ma­cher wur­den als in der Stadt ansäs­si­ge Hand­wer­ker erfasst. ((End­ers, Lie­se­lott, a.a.O., S. 547)) 1722 waren es 138 Häu­ser und 68 wüs­te Stel­len. ((Eben­da, S. 557))

Lychen, um 1825 ((Von von Becken­dorff — Urmess­tisch­blatt Preu­ßi­sche Kar­ten­auf­nah­me Blatt Lychen 2745 1825, Gemein­frei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23991847))

Als Zim­mer­mann hat­te Johann Nico­laus nach dem Stadt­brand vom 20. April 1732 aus­rei­chend Arbeit. Der Brand ver­nich­te­te
114 Häu­ser, 11 Scheu­nen und das höl­zer­ne Rat­haus. König Fried­rich Wil­helm I. schenk­te der Stadt Lychen 22.526 Taler und 8 Gro­schen zum Wie­der­auf­bau. ((Vgl. 1906 — 2006. 100 Jah­re Frei­wil­li­ge Feu­er­wehr Stadt Lychen, Lychen 2006, S. 5 und 23) Das Stadt­ar­chiv Lychen ver­wahrt einen 1732 gezeich­ne­ten Plan der Stadt auf. Dem die fol­gen­de Beschrei­bung bei­gege­ben ist.

“Plan von der in der Ucker­mark bele­ge­nen Immedi­at Stadt Lychen, wie sol­che vorm Brand an Stra­ßen,
bebau­ten und wüs­ten Stel­len gewe­sen,
deren Con­di­ti­on und wel­che Gebäu­de noch ste­hen,
geblie­ben die gefer­tig­te Desi­gna­ti­on sub et illus­triert
und sind in der gan­zen Stadt vor­han­den gewe­sen
192 Häu­ser, sind abge­brannt
115 Häu­ser sind folg­lich ste­hen gebliebn
77 Häu­ser, dar­un­ter 10 wüs­te Buden, Stel­len, ohne deren wüs­ten Plät­zen auf allergl. Spe­cial Ord­re im Juni­on 1732 ver­mes­sen wur­den von W. Knüppeln.”

Nach dem Stadt­brand 1732 erstell­ter Plan von Lychen.

Die in Lychen, wie in ande­ren mär­ki­schen Städ­ten, gel­ten­de Magis­trats­ver­fas­sung und die Hand­werks­ge­set­ze hat­ten die eins­ti­ge genos­sen­schaft­li­che Funk­ti­on der Bür­ger­schaft fak­tisch auf­ge­ho­ben. Die Gewer­ke unter­stan­den der Rats­auf­sicht; die Stadt­ver­ord­ne­ten waren nicht von der Bür­ger­schaft gewähl­te Ver­tre­ter, son­dern vom Rat ernann­te Per­so­nen aus den Stadt­vier­teln. Die­se hat­ten in ers­ter Linie dem Magis­trat zu die­nen. In Lychen gab es vier Stadt­ver­ord­ne­te. ((End­ers, Lie­se­lott, a.a.O., S. 562)) 1733 wur­de u.a. der Stadt­ver­ord­ne­te Balt­zer Betcke als Gehil­fe und Nach­fol­ger für den Rat­mann Schult­ze ein­ge­stellt. ((https://www.archivportal‑d.de/item/LJ3Z6EFNEOO6M5UEUZVEF6UMEXJAKJ6A)) Bis 1747 ist die mit die­sem Vor­gang ver­bun­de­ne Akte datiert.

Der Wie­der­auf­bau Lychens nach dem ver­hee­ren­den Groß­brand von 1732 geschah wohl erst­ma­lig hier auf der Grund­la­ge einer städ­te­bau­li­chen Kon­zep­ti­on. Nicht nur feu­er­po­li­zei­li­che Vor­ga­ben spiel­ten eine Rol­le, um künf­ti­ge Brän­de zu ver­hü­ten (Ver­ban­nung der Scheu­nen aus den Städ­ten, Vor­schrift der Zie­gel­dä­cher und gemau­er­ten Schorn­stei­ne), auch ver­kehrs­tech­ni­sche Erfor­der­nis­se (Ver­brei­te­rung der Stra­ßen und Plät­ze und der Zufahrts­we­ge ins Stadtin­ne­re) wur­den bedacht und, dem spät­ba­ro­cken Stil neu­er Stadt­an­la­gen fol­gend, die Schaf­fung wie mit dem Line­al gezo­ge­ner Stra­ßen­fron­ten im Schach­brett­stil.
Markt­platz und Stra­ßen wur­den ver­grö­ßert, neue Stra­ßen ange­legt und ehe­ma­li­ge Haus­stel­len zur Ver­brei­te­rung der neu­en Bür­ger­stel­len, zum Bau des Hos­pi­tals und von Tor­schrei­ber­häu­sern
hin­zu­ge­zo­gen, so daß sich die Anzahl der Haus­grund­stü­cke ver­rin­ger­te. Es wur­den mehr oder weni­ger statt­li­che Bür­ger­häu­ser gebaut, zumeist zwei­ge­schos­si­ge Trau­fen­häu­ser, vor­wie­gend in Fach­werk­bau­wei­se und ver­ein­zelt mas­siv. ((End­ers, Lie­se­lott, a.a.O., S. 568))

Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass Johann Nico­laus in Ver­bin­dung mit dem Wie­der­auf­bau zum als Bür­ger aner­kann­ten Ein­woh­ner Lychens wur­de. Er das Bür­ger­recht erhielt.
Er und sei­ne Ehe­frau Maria Eli­sa­beth, geb. Bäth­kin (Nach den Kir­chen­bü­chern auch Bäth­ckin, Bäthe­cke, Bäth­cke, Bae­th­cke) hat­ten sie­ben Kin­der:
Johann Chris­ti­an Pun­zel, geb. 23. März (bzw. 25. März) 1735 in Lychen
Johann Jacob Pun­zel, geb. 22. Okto­ber 1737 in Lychen
Johann Hein­rich Pun­zel, geb. 2. Juni 1740 in Lychen
Johann Nico­laus Pun­zel d. J., geb. 2. August 1741 in Lychen
Johann Fried­rich Pun­zel, geb. 4. Juli 1743 in Lychen
Maria Sophia Eli­sa­beth Pun­zel, geb. 17. Mai 1746, gest. 13. Mai 1831, jeweils in Lychen
Maria Gott­lie­be Pun­zel, geb. 20. Novem­ber 1748 in Lychen.
Ihr Vater Johann Nico­laus Pun­zel litt im Alter an Poda­gra (Gicht). Am 14. Febru­ar 1770 ver­starb er in Lychen.

Johann Chris­ti­an Pun­zel ver­ließ Lychen und ging nach Greif­fen­berg bei Anger­mün­de (Ucker­mark). Wie sein Vater übte er den Beruf eines Zim­mer­manns aus. Um 1765 hei­ra­te­te er in Greif­fen­berg Maria Eli­sa­beth Büh­ne­mann (auch Böne­mann, Bohn­mann, Büh­mann). Sie hat­ten fünf Kin­der. Maria Eli­sa­beth ist ver­mut­lich bei der Geburt des letz­ten Kin­des ver­stor­ben. Um 1775 ging der kin­der­rei­che Wit­wer in Greif­fen­berg die Ehe mit Marie Eli­sa­beth Went­zen ein. Sie hat­ten gemein­sam zwei Kin­der. Am 20. Dezem­ber 1789 ver­starb Johann Chris­ti­an Pun­zel in Greif­fen­berg als Zim­mer­meis­ter.
Vor sei­ner ers­ten Ehe leis­te­te er Mili­tär­dienst ab, als Mus­ke­tier im König­lich Preu­ßi­schen Infan­te­rie­re­gi­ment Nr. 12, unter dem Kom­man­do von Johann Jacob von Wunsch. Die­ser führ­te das Regi­ment von 1763 bis 1788. 1716 wur­de Prenz­lau Gar­ni­son des Regi­ments, der Ersatz kam aus der Ucker­mark und den Städ­ten Prenz­lau, Stras­burg, Lüchen, für die Gre­na­die­re aus Templin.((http://www.preussenweb.de/regiment1.htm))
Sein Bru­der Johann Jacob Pun­zel war im glei­chen Beruf tätig. Zum Zeit­punkt sei­ner Hoch­zeit mit Anna Doro­thea Rüm­mels aus Hohen­lan­din (Ucker­mark) war er Zim­mer­ge­sel­le. Die Daten zur Hoch­zeit und zum Todes­tag sind nicht bekannt.
Kei­ne wei­te­ren Daten lie­gen zu Johann Hein­rich Pun­zel und zu Johann Nico­laus Pun­zel vor. Mög­li­cher­wei­se sind sie früh ver­stor­ben.
Johann Fried­rich Pun­zel blieb in Lychen, wur­de Bür­ger der Stadt und arbei­te­te als Zim­mer­ge­sel­le bzw. Zim­mer­meis­ter. Er war ver­hei­ra­tet mit Maria Sophia Engels aus Har­den­beck (Ucker­mark). Ihre Kin­der (kei­ne Anga­ben) sol­len sich in Kunow (Ucker­mark) und Wol­ters­dorf Ucker­mark) nie­der­ge­las­sen haben. Es gibt kei­ne Hin­wei­se dar­auf, ob dar­un­ter auch männ­li­che Nach­kom­men mit dem Namen Pun­zel waren. Es gibt ledig­lich einen Hin­weis auf Nach­kom­men mit dem Fami­li­en­na­men Lin­de­mann.
Maria Sophia Eli­sa­beth Pun­zel und Maria Gott­lie­be Pun­zel blie­ben eben­falls in Lychen und hei­ra­te­ten dort Karl Fried­rich Jacob Rosen­berg (Hoch­zeit 14. Novem­ber 1775) bzw. Joa­chim Flück (Hoch­zeit vor 1791). Maria Gott­lie­be Flück hat­te mit ihrem Mann zwei Kin­der und ver­starb am 27. Juni 1810 in Ber­lin. Inwie­weit Maria Sophia Eli­sa­beth Rosen­berg Kin­der hat­te, ist nicht bekannt. Sie starb am 11. Mai 1831 in Lychen. ((Für die Infor­ma­tio­nen zur Früh­ge­schich­te der Pun­zels in der Ucker­mark bedan­ke ich mich bei Eck­hard Pun­zel aus Varel.))

Der Sohn von Johann Chris­ti­an Pun­zel, der Zim­mer­ge­sel­le Johann Fried­rich Pun­zel, geb. 1776 in Greif­fen­berg (Ucker­mark), hei­ra­te­te am 29. März 1803 in der Kir­che von Greif­fen­berg (Ucker­mark) Lui­sa Ulri­ca Jung­wirth, Toch­ter des Bür­gers Johann Jung­wirth. Er war zu die­sem Zeit­punkt Zim­mer­ge­sel­le. Als Zim­mer­meis­ter ver­starb er im Alter von 61 Jah­ren am 30. Okto­ber 1837 in Greif­fen­berg und wur­de am 2. Novem­ber 1837 auf dem dor­ti­gen Kirch­hof bestat­tet. Sei­ne Frau ver­starb am 11. Mai 1860 im Alter von 86 Jah­ren und wur­de am 15. Mai 1860 eben­falls in Greif­fen­berg bestattet.

Am 11. Sep­tem­ber 1810 kam Carl Fried­rich Pun­zel als Sohn des Zim­me­rer­ge­sel­len Fried­rich Pun­zel und des­sen Ehe­frau Ulri­ke, geb. Zaeper­nick am 16. Sep­tem­ber 1775, in Greif­fen­berg, zur Welt. Ihre Eltern waren der Mus­ke­tier Johann Zäper­nick und des­sen Ehe­frau Doro­thea Eli­sa­beth, geb. Wau­er­mann. Carl Fried­rich hei­ra­te­te am 19. Okto­ber 1834 in Ber­lin­chen (poln. Bar­li­nek) Johan­na Hen­ri­et­te Schäf­fer, Tocher des orts­an­säs­si­gen Schläch­ter­meis­ters Johann Gott­lieb Schäf­fer. Am 30. Janu­ar 1842 wur­de in Wrie­zen ihre Toch­ter Maria Johan­na Lui­se Pun­zel gebo­ren. Am 10. Sep­tem­ber 1865 ver­starb der Zim­mer­meis­ter Carl Fried­rich Pun­zel in sei­nem Wohn­ort Neu­damm (poln. Dęb­no). Sei­ne Ehe­frau Johan­na Hen­ri­et­te Pun­zel, geb. Schäf­fer war im Alter von 39 Jah­ren bereits am 4. Juni 1846 ver­stor­ben, eben­falls in Neu­damm.
Das “Amts­blatt der Regie­rung zu Frank­furt a. d. Oder” teil­te 1857 mit:

Der Zim­mer­meis­ter C. F. Pun­zel zu Neu­damm ist an Stel­le des ver­stor­be­nen Kauf­manns König daselbst für die dor­ti­ge Stadt und Umge­gend als Agent der Cöl­ni­schen Feu­er-Ver­si­che­rungs-Gesell­schaft “Colo­nia” bestä­tigt wor­den.” ((https://opacplus.bsb-muenchen.de/Vta2/bsb10000668/bsb:4107630?queries=Punzel&language=de&c=default))

Am 21. Novem­ber 1812 wur­de in Greif­fen­berg der Bru­der von Carl Fried­rich, Fried­rich Wil­helm Pun­zel, gebo­ren. Ihr Vater Fried­rich war zu die­sem Zeit­punkt schon Zim­mer­meis­ter.
Fried­rich Wil­helm hei­ra­te­te Caro­li­ne Lui­se Emi­lie, geb. Rosen­berg. 1839 wur­de in Greif­fen­berg ihr Sohn Carl Fried­rich Wil­helm Pun­zel gebo­ren. Am 27. Novem­ber 1840 kam Lud­wig Wil­helm Carl Pun­zel zur Welt.

Am 27. Novem­ber 1841 wur­de, laut Aus­zug aus dem Tau­f­re­gis­ter, Carl Fried­rich Wil­helm Pun­zel in Greif­fen­berg gebo­ren. ((Hier gibt es Unstim­mig­kei­ten, was die Aus­zü­ge aus dem Tau­f­re­gis­ter anbe­langt.))
Am 18. Febru­ar 1867 hei­ra­te­te der in Königsberg/Neumark (poln. Cho­j­na) woh­nen­de 26 Jah­re alte Zim­mer­meis­ter Carl Fried­rich Wil­helm Pun­zel in Neu­damm (poln. Dęb­no) die am 30. Janu­ar 1842 in Wrie­zen gebo­re­ne und zum Zeit­punkt ihrer Hei­rat in Neu­damm woh­nen­de Maria Johan­na Lui­se Pun­zel.
Der Vater des Bräu­ti­gams war der in Greif­fen­berg woh­nen­de Zim­mer­meis­ter Fried­rich Wil­helm Pun­zel.
Die Eltern der Braut waren sein damals bereits ver­stor­be­ner Onkel Carl Fried­rich Pun­zel und des­sen eben­falls schon ver­stor­be­ne Ehe­frau Johan­na Henriette.

Am 19. Juni 1875 zeig­te der in Königsberg/Neumark woh­nen­de Kreis­bau­meis­ter und Raths-Zim­mer­meis­ter Carl Pun­zel (d. i. Carl Fried­rich Wil­helm Pun­zel) für den 18. Juni 1875 die Geburt sei­nes Soh­nes Max Paul Johan­nes Pun­zel an. Die Mut­ter war Maria Johan­na Lui­se Pun­zel.
Sie hat­ten noch fünf wei­te­re Kin­der:
Mar­tha Pun­zel (kei­ne wei­te­ren Anga­ben bekannt)
Val­es­ka (“Wal­li) Pun­zel (kei­ne wei­te­ren Anga­ben bekannt)
Paul Pun­zel, geb. Königsberg/Neumark. Soll in Ber­lin gehei­ra­tet und zwei Töch­ter hin­ter­las­sen haben.
Kurt Pun­zel, soll in Ber­lin als Geschäfts­füh­rer tätig gewe­sen sein.
Alfred Hugo Ernst Pun­zel, geb. 1883 Königsberg/Neumark (Wei­te­res nicht bekannt.)

1882 begann Paul Pun­zel mit dem Schul­be­such im Fried­rich-Wil­helms-Gym­na­si­um zu Königs­berg in der Neu­mark. Er könn­te zu die­sem Zeit­punkt sechs bzw. sie­ben Jah­re alt gewe­sen sein. Ostern 1883 hat­te der Sohn des Königs­ber­ger Rats­zim­mer­meis­ters die Sex­ta, d.h. Jahr­gang 5, beendet.

Max Paul Johan­nes hei­ra­te­te am 24. April 1899 in Ber­lin Lina Mar­tha Augus­te Bert­hold, geb. 10. Juli 1871. Sei­ne Mut­ter Maria Johan­na Lui­se Pun­zel ver­starb am 27. März 1916 im St. Hed­wigs-Kran­ken­haus in Ber­lin. Ihr Ehe­mann Carl Fried­rich Wil­helm Pun­zel in Königs­berg am 11. Novem­ber 1919.
Max und Lina Pun­zel hat­ten zwei Kin­der. Am 17. Novem­ber 1942 hei­ra­te­te Max in Pritz­walk Elsa Mar­tha Char­lot­te Karrus.

Am 19. Mai 1902 wur­de in Ber­lin die Toch­ter von Max Paul Johan­nes Pun­zel und sei­ner Ehe­frau Lina Mar­tha Augus­te, geb. Bert­hold, gebo­ren. Sie erhielt den Namen Char­lot­te. Am 25. Sep­tem­ber 1903 kam ihr Bru­der in Ber­lin zur Welt, Bru­no Max August Carl Punzel. 

Bru­no Pun­zel besuch­te von 1910 bis 1913 die Mit­tel­schu­le in Pritz­walk und von 1914 bis 1920 das Real­gym­na­si­um in Ber­lin-Fried­richs­ha­gen. Am 20. März 1920 leg­te er die Rei­fe­prü­fung für die Ober­se­kun­da ab und war vom 1. Okto­ber 1920 bis zum 30. Sep­tem­ber 1922 in einer Aus­bil­dung zum Kauf­mann bei dem Kauf­mann L. Thür­na­gel in Wittstock/Dosse. Er hei­ra­te­te am 5. Dezem­ber 1930 in Pritz­walk Käthe Anni Char­lot­te Heuck, geb. 28. Juli 1907 in Pritz­walk. Sie war die Toch­ter des in Pritz­walk woh­nen­den Pfer­de­händ­lers Richard Heuck. Seit dem 1. Dezem­ber 1929 war Bru­no Pun­zel Mit­glied der Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Deut­schen Arbei­ter­par­tei (NSDAP). Am 9. Okto­ber 1931 kam in Pritz­walk ihr Sohn, Hans-Jür­gen Bru­no Richard Max Pun­zel, zur Welt und am 17. Dezem­ber 1932 sein Bru­der, Diet­rich Her­bert Adolf Pun­zel. Drei wei­te­re Kin­der ver­star­ben jung. Vom 28. Juni 1936 bis zum 22. August 1936 dien­te Bru­no Pun­zel als Frei­wil­li­ger bei der Ergän­zungs-Bat­te­rie 4 auf dem Feld­flug­platz in Neu­stet­tin. Am 26. August 1936 erfolg­te sei­ne Ernen­nung zum Unter­füh­rer­an­wär­ter des Hee­res. Vom 7. März 1938 bis 6. Mai 1938 war er bei der 10. (Ergän­zungs) Bat­te­rie des Artil­le­rie­re­gi­ments 3 in Frankfurt/Oder. Am 6. Mai 1938 gab es die Beför­de­rung zum Gefrei­ten der Reser­ve. Im Mai 1940 nahm Bru­no Pun­zel am Über­fall auf Frank­reich teil und erhielt dafür das Eiser­ne Kreuz II. Klas­se. Ende 1944 wur­de der Regie­rungs­in­spek­tor Bru­no Pun­zel im Alter von 41 Jah­ren zum Wehr­dienst im Artil­le­rie-Regi­ment der 349. Volks-Gre­na­dier-Divi­si­on ein­ge­zo­gen. Es wird davon aus­ge­gan­gen, dass er bei den Kämp­fen sei­ner Ein­heit in Ost­preu­ßen, “die von Mit­te Janu­ar bis Ende Febru­ar 1945 im Raum Schloß­berg und wäh­rend des anschlie­ßen­den Rück­zu­ges nach Brauns­bergHei­li­gen­beil geführt wur­den, gefal­len ist.” Ab Febru­ar 1945 galt er als ver­misst. Mit Datum 31. Juli 1949 (DDR) bzw. 31. Juli 1945 (Ber­lin-West) wur­de Bru­no Pun­zel für tot erklärt. Er hin­ter­ließ sei­ne Wit­we und zwei Söhne.

Die Ucker-/Neumärkische/USA/Australien-Linie

Nach 1820 schwoll der Strom der Aus­wan­de­rer aus Deutsch­land stark an. Stark wach­sen­de Gebur­ten­über­schüs­se tru­gen dazu bei und der tech­no­lo­gi­sche Fort­schritt, der sich u.a. in der Ent­wick­lung von Dampf­schif­fen zeig­te, und damit zu einer schnel­le­ren und weni­ger gefahr­vol­len Atlan­tik­über­que­rung führ­te. Nach Been­di­gung der Napo­leo­ni­sche Krie­ge gewähr­te Aus­wan­de­rungs­frei­heit erlaub­te es den Men­schen wie­der, ihr Land zu ver­las­sen. Wer­be­kam­pa­gnen von Land­ei­gen­tü­mern in den Ziel­län­dern sowie von Ree­dern und Kapi­tä­nen, die an der Über­fahrt ver­die­nen woll­ten, tru­gen auch dazu bei. Nicht zuletzt die Aus­ge­wan­der­ten selbst waren für einen Zuwachs der Migran­ten ver­ant­wort­lich, ver­such­ten sie doch Ange­hö­ri­ge und Freun­de in die Neue Welt nach­zu­ho­len, als Ket­ten­mi­gra­ti­on bezeich­net. Für die Emi­gran­ten gab es im Ziel­land frei­en Boden, natio­na­le Sicher­heit und wirt­schaft­li­che Unab­hän­gig­keit. Sie waren freie Men­schen und konn­ten von einer bereits statt­ge­fun­de­nen Indus­tria­li­sie­rung profitieren.

Die Aus­wan­de­run­gen des 19. und frü­hen 20. Jahr­hun­derts lie­fen in meh­re­ren Pha­sen ab, die ziem­lich genau mit lang­fris­ti­gen Bevöl­ke­rungs­wel­len, also dem Wech­sel von star­ken und schwa­chen Jahr­gän­gen, über­ein­stim­men. Zusätz­lich beein­flusst wur­den sie von wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Kri­sen.
In der Zeit von 1865 bis 1895 setz­te die Aus­wan­de­rung unter­bäu­er­li­cher und ‑bür­ger­li­cher Schich­ten aus Nord­deutsch­land ein und ver­stärk­te sich all­mäh­lich, die Ein­zel­wan­de­rung. Aus­ge­löst wur­de sie in den 1860er und 1870er Jah­ren durch einen Bevöl­ke­rungs­an­stieg in West­preu­ßen, Pom­mern und Posen. Wodurch die­se Gebie­te zu einem Zen­trum der Aus­wan­de­rung wur­den. Teil­wei­se ver­lie­ßen gan­ze Fami­lie die Hei­mat, oft auch mit zahl­rei­chen Kin­dern. Wenn­gleich der Anteil der Kin­der an den Aus­wan­de­run­gen ins­ge­samt zurück­ging.
Im Unter­schied zur vor­an­ge­gan­ge­nen Aus­wan­de­run­gen übte nur noch ein gerin­ger Teil der Aus­wan­de­rer einen selb­stän­di­gen Beruf aus. Ab etwa 1890 mach­te die Aus­wan­de­rung von Ein­zel­per­so­nen den Haupt­teil der Migra­ti­ons­be­we­gung aus. Dar­an waren nicht mehr aus­schließ­lich Män­ner, son­dern in zuneh­men­dem Maße auch Frau­en betei­ligt. ((https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/323596))

Zwi­schen 1865 und 1891 wan­der­ten über 30 Per­so­nen mit dem Fami­li­en­na­men Pun­zel aus den ucker­mär­ki­schen Orten Kunow und Schö­now aus Deutsch­land in Rich­tung Ver­ei­nig­te Staa­ten von Ame­ri­ka sowie Aus­tra­li­en aus.

Es könn­te sich hier­bei um Nach­kom­men von Johann Fried­rich Pun­zel und sei­ner Ehe­frau Maria Sophia Pun­zel, geb. Engels han­deln. Vom 22. Febru­ar 1957 liegt ein Brief von Arthur Johann Pun­zel aus Salem in Ore­gon vor. Dar­in schrieb er, dass sein Vater mit Fami­lie (with his folks) 1869 aus Deutsch­land emi­grier­te. Sein Groß­va­ter hieß Fried­rich Pun­zel, gebo­ren in Kunow.

Damit könn­te klar sein:
Die Pun­zels in den USA und Aus­tra­li­en stam­men aus der Ucker­mark im deut­schen Bun­des­land Bran­den­burg.
Wobei das noch nicht völ­lig sicher ist, sie­he die bei­gefüg­te Lis­te. Für die Ucker­mark spricht aktu­ell mehr, als für Pom­mern. Aber auch nach Pom­mern könn­ten sie zuvor aus der Ucker­mark zuge­zo­gen sein. Zumal es zwi­schen der nörd­li­chen Ucker­mark und dem süd­li­chen Pom­mern (Stet­tin und Umge­bung) kei­ne ein­deu­ti­ge Abgren­zung gab und gibt. 

Punzels in Südwestafrika

Aus dem Jahr 1926 haben wir Kennt­nis von einem Peter Pun­zel, der in Swakopmund/Südwestafrika (heu­te: Nami­bia) leb­te. Von Beruf war er Tisch­ler. ((https://forum.ahnenforschung.net/archive/index.php/t‑17452-p‑2.htmlPunzel)) Über die Behör­den des Schutz­ge­bie­tes Deutsch-Süd­west­afri­ka kon­kret die Eisen­bahn­ver­wal­tung, kam er 1907 dahin ((https://archivfuehrer-kolonialzeit.de/index.php/punzel-peter-tischler)) und ist offen­sicht­lich dort geblie­ben.
Gebraucht wur­de er — wie vie­le ande­re — für die Gewähr­leis­tung des Betrie­bes der 1902 ein­ge­weih­ten Eisen­bahn­li­nie von Swa­kop­mund nach Windhoek sowie für den Bau neu­er Lini­en.
Am 20. Juni und 1. Juli 1902 war die ers­te deutsch-süd­west­afri­ka­ni­sche Eisen­bahn von Swa­kop­mund nach Windhoek durch die dort 100 km brei­te Sand­wüs­te eröff­net wor­den (382 km lang; bis auf 1637 m ü. M. anstei­gend). Den Bau der Glei­se und der Bahn­hö­fe in Swa­kop­mund und Windhoek hat­ten Eisen­bahn­trup­pen aus dem Deut­schen Reich begon­nen. Wei­te­re Bahn­stre­cken wur­den von 1903 bis 1908 gebaut oder hin­zu­ge­kauft, wie im Jahr 1910. ((https://genwiki.genealogy.net/Eisenbahn_(Deutsch‑S%C3%BCdwestafrika)))

In der Zeit zwi­schen 1912 und 1919 besuch­te Lau­ra Pun­zel die Kai­ser­li­che Real­schu­le in Windhoek. ((https://safrika.org/Names/DHPS_Namen.html#1912)) Damit enden die Hin­wei­se in die Geschichte.

Aktu­ell in Nami­bia leben­de Pun­zels aus­fin­dig zu machen, gestal­tet sich nicht ein­fach. In Tele­fon- oder Adress­bü­chern ist (offen­sicht­lich) nichts ent­hal­ten. Am 24. Febru­ar 2012 berich­te­te die Wirt­schafts­zei­tung “Nami­bia Eco­no­mist” unter der Über­schrift “An eatery with a dif­fe­rence” über eine Restau­rant-Eröff­nung in Lüde­ritz. Liza Pun­zel und Jan Bur­ger eröff­ne­ten es.

In Ver­bin­dung mit der Ver­stei­ge­rung eines Hau­ses auf dem Gebiet der Gemein­de Oma­ru­ru im Jahr 2011, in dem die Bank Windhoek Limi­ted als Klä­ge­rin auf­trat, stieß ich auf die Namen Ulrich Pun­zel, Wil­hel­mi­na Eliza­beth Pun­zel, Charles Ulrich Pun­zel und Anne­lie­se Punzel. 

Ins­ge­samt ist es für Ahnen­for­scher nicht leicht, in Nami­bia fün­dig zu wer­den. Vor allem dann nicht, wenn sie nach Per­so­nen suchen, die nicht dem deut­schen Mili­tär ange­hör­ten. Die “Kriegs­grä­ber­für­sor­ge Nami­bia” küm­mert sich seit Jahr­zehn­ten um Grä­ber von Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen. 2.300 sol­len es aktu­ell in Nami­bia und in Süd­afri­ka sein.
Aber wer befasst sich mit der Geschich­te und dem Schick­sal der frü­hen Ein­wan­de­rer aus Deutsch­land? Sind doch dar­un­ter ver­mut­lich auch eini­ge, die nicht als Kolo­ni­al­her­ren oder mit Waf­fen­ge­walt agie­ren­de Unter­drü­cker kamen, son­dern mit ihrem Wis­sen und ihren Fähig­kei­ten einen wich­ti­gen Bei­trag zur wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung des Lan­des leis­te­ten. So wie auch die einst in der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik (DDR) aus­ge­bil­de­ten Ein­woh­ner Nami­bi­as.

Die Ucker-/Neumärkische/Berliner Linie

Die Ber­li­ner Linie ent­stand in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts durch Per­so­nen mit dem Fami­li­en­na­men “Pun­zel”, die aus der Ucker­mark in die stark pro­spe­rie­ren­de Reichs­haupt­stadt Ber­lin gezo­gen waren. Das ist der aktu­el­le Erkenntnisstand.

Die Adress­bü­cher von Ber­lin der Jah­re 1812, 1819, 1820 und 1822 ent­hal­ten kei­ne Per­so­nen mit dem Fami­li­en­na­men Pun­zel. Im Adress­buch von 1823 ist auf Sei­te 41 ein Kauf­mann Punsch­el ein­ge­tra­gen. Er (bzw. in den letz­ten Jah­ren sei­ne Wit­we) ist auch in den Adress­bü­chern von 1824 bis 1868 auf­ge­führt.
Im Ber­li­ner Adress­buch von 1831 ist auf S. 537 die Ren­tie­re M. Punt­zel, wohn­haft Köpe­ni­cker­str. 84, zu finden.

Im Adress­buch von 1873 ist erst­ma­lig eine Per­son mit Fami­li­en­na­men Pun­zel ver­zeich­net.
R. Pun­zel, Klemp­ner, Schwed­ter­str. 44. ((Adress­buch Ber­lin 1873, S. 642.)) Er ist auch im Adress­buch von 1874 zu fin­den. ((Adress­buch Ber­lin 1874, S. 643.)) Ab 1875 wohnt er — nach­weis­lich der Adress­bü­cher — bis 1878 in der Loth­rin­ger­str. 28, III. Eta­ge. ((Adress­buch Ber­lin 1875, S. 684, Adress­buch Ber­lin 1877, S. 617, Adress­buch Ber­lin 1878, S. 704)).
1877 erscheint im Ber­li­ner Adress­buch: A. F. Pun­zel, Eisen­bahn Diät­ar, wohn­haft Mün­che­ber­ger­str. 20. 1878 ist A. F. Pun­zel Eisen­bahn Assis­tent und wohnt am Küs­tri­ner Platz 3.
Pun­zel, G., Diät­ar, Küs­tri­ner Platz 10, und Pun­zel, H., geb. Schütz­mann, Wit­we, Met­zer­str. 38, sind im Adress­buch von 1879 zu fin­den. ((Adress­buch Ber­lin 1879, S. 714)) 

Aus der Ber­li­ner Linie kommt in der jün­ge­ren Zeit 

Die Westdeutsche Linie

Neben der im Osten Deutsch­lands ent­stan­de­nen Lini­en der Pun­zels gab (und gibt) es wei­te­re Lini­en im Wes­ten Deutsch­lands. Die letz­ten könn­ten die älte­ren sein. Aus­ge­hend von der Annah­me, dass in der sehr frü­hen Zeit bei der Schrei­bung des Namens kei­ne kla­re Tren­nung zwi­schen “Pun­zel” bzw. “Punt­zel” vor­ge­nom­men wur­de, sind die ers­ten Namens­trä­ger aktu­ell mit his­to­ri­schen Doku­men­ten belegt in fol­gen­den Regio­nen und Orten fest­zu­stel­len:
Eifel Nideg­gen Peter Punt­zel (19. Juni 1479)
Hes­sen Kor­bach Anna Punt­zel (1623)
Ober­fran­ken Pres­sig Johann Pun­zel (1910)
Tschirn Niko­laus Pun­zel (1807)
Fran­ken Hof Johann Pun­zel (1771)
Nürn­berg Kuni­gun­da Pun­zel (30. Mai 1807)
Johann Con­rad Pun­zel, Baa­der (1810)
Markt­z­euln J. Pun­zel, Wein­händ­ler (1902)
Fürth Georg Pun­zel (1910)

Eine Jüdische Linie?

1901 ver­öf­fent­lich­te der Rab­bi­ner und His­to­ri­ker Max Freu­den­thal eine Arbeit unter dem Titel “Leip­zi­ger Mess­gäs­te”. Dar­in wer­te­te er die “Leip­zi­ger Mess­bü­cher” aus. Sie “waren zur Steu­er­kon­trol­le über alle die Leip­zi­ger Mes­se besu­chen­den Juden ein­ge­rich­tet und geführt wor­den”. ((Freu­den­thal, Max: Leip­zi­ger Mess­gäs­te. In: Monats­schrift für Geschich­te und Wis­sen­schaft des Juden­tums, Jahrg. 45 (N. F. 9), H. 10/12 (1901), S. 461)) Ver­zeich­net ist dar­in auch ein Moses Abe­les Pun­zel aus Prag. Er besuch­te die Mes­se 1668,1679 und 1682. ((Eben­da, S. 497))
Moses (auch Moy­ses) Abe­les stamm­te (ver­mut­lich) aus einer Fami­lie sephar­di­scher Juden, die ihren Fami­li­en­na­men von der bibli­schen Per­son Abel, dem zwei­ten Sohn von Adam und Eva, her­ge­lei­tet hat­ten. Bis zu ihrer Ver­trei­bung 1492 bzw. 1513 leb­ten sie auf der ibe­ri­schen Halb­in­sel. Ein Teil der Ver­trie­be­nen kam auch nach Deutsch­land, wobei Ham­burg für eine Nie­der­las­sung bevor­zugt wur­de. Moses gehör­te einem Fami­li­en­strang an, der ent­we­der bis nach Schle­si­en oder, was wahr­schein­li­cher ist, bis Böh­men kam. Dort lie­ßen sie sich in Bunz­lau nie­der. Zu die­ser Zeit wur­de der Name “Bunz­lau” für zwei Orte ver­wen­det: Bunz­lau in Schle­si­en und Jung­bunz­lau (Bunz­lau) in Böh­men, das heu­ti­ge Mla­dá Bole­s­lav. Über die Jüdi­sche Gemein­de in Bunz­lau (Schle­si­en) wird berichtet:

Bereits im aus­ge­hen­den 12. Jahr­hun­dert haben sich ver­mut­lich Juden in Bunz­lau auf­ge­hal­ten; dar­auf wei­sen Unter­la­gen hin, wonach die Stadt­bür­ger jüdi­sche Geld­ver­lei­her in Anspruch nah­men, um den Bau der Stadt­be­fes­ti­gung zu finan­zie­ren. Als Gegen­leis­tung soll ihnen hier eine Nie­der­las­sung erlaubt wor­den sein. Seit der zwei­ten Hälf­te des 14.Jahrhunderts las­sen sich Juden in Bunz­lau dann zwei­fels­frei nach­wei­sen. Trotz mehr­fa­cher Aus­wei­sun­gen konn­ten sie immer wie­der in die Stadt zurück­keh­ren; hier leb­ten sie in der „Juden­gas­se“, die mehr als 30 Häu­ser zähl­te. Mit­te des 15.Jahrhunderts erfolg­te dann ihre end­gül­ti­ge Ver­trei­bung aus Bunz­lau.” ((https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/a‑b/505-bunzlau-schlesien))

Die Erst­erwäh­nung eines Jüdi­schen Fried­hofs in Jung­bunz­lau datiert aus dem Jahr 1584. Für die jüdi­sche Gemein­schaft war Jung­bunz­lau wegen sei­ner Rab­bi­ner ((Grün­wald, M.: Jung­bunz­lau­er Rab­bi­ner, Prag 1888)) und der von ihnen gewähr­ten Bil­dung von gro­ßer Bedeutung.

Die jüdi­sche Gemein­de in Jung­bunz­lau gehör­te zu einer der ältes­ten Gemein­den in den böh­mi­schen Lan­den. Ihre Geschich­te begann bereits im 15.Jahrhundert — erst­mals bezeugt 1471. Das “Juden­vier­tel” lag nahe der Stadt­mau­er, in der spä­te­ren Deka­nat­stra­ße; hier befan­den sich auch die Syn­ago­ge (erst­mals erwähnt 1579), der Fried­hof und das Spi­tal. Die jüdi­schen Bewoh­ner betä­tig­ten sich im Geld­han­del, aber auch im Hand­werk und Waren­han­del. Han­dels­pri­vi­le­gi­en waren ihnen mehr­fach, so 1494 und 1504, durch die Stadt­her­ren garan­tiert wor­den. Trotz Beschul­di­gung der Juden, die Pest in die Stadt gebracht zu haben, fand 1522 in Jung­bunz­lau kei­ne Ver­fol­gung statt. Um 1700 war jeder zwei­te Bewoh­ner Jung­bunz­laus mosai­schen Glau­bens. Die Stadt war ein bedeu­ten­des Zen­trum jüdi­scher Gelehr­sam­keit und hebräi­scher Buch­dru­cker­kunst; des­halb wur­de sie man­cher­orts auch „Jeru­sa­lem an der Iser“ genannt. Nach einem Stadt­brand im spä­ten 17.Jahrhundert, der auch Tei­le des jüdi­schen Vier­tels samt der Syn­ago­ge zer­stör­te, ließ die jüdi­sche Gemein­de eine neue Syn­ago­ge erbau­en, die als Vor­bild die Meisl-Syn­ago­ge in Prag hat­te. ((https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/h‑j/1014-jungbunzlau-boehmen))

Zur Unter­schei­dung von den ande­ren Abe­les füg­ten ent­we­der Moses oder sei­ne Vor­fah­ren ihrem Fami­li­en­na­men den Orts­na­men Bunz­lau (auch Bun­zel) als Erwei­te­rung hin­zu. Im 17. Jahr­hun­dert oft hart aus­ge­spro­chen und geschrie­ben, wur­de Bun­zel als Pun­zel wie­der­ge­ge­ben.
Moses Abe­les kor­rek­ter Name war also Moses Abe­les-Bunz­lau. Er leb­te in Prag und war dort einer der her­aus­ra­gen­den Ältes­ten der Jüdi­schen Gemein­de. Über sei­ne Rol­le bei der Wahl des Pra­ger un Böh­mi­schen Lan­des­rab­bi­ners Ende des 17. Jahr­hun­derts wur­de bereits 1933 geschrie­ben. ((Jako­bo­vits, Tobi­as: Das Pra­ger und Böh­mi­sche Lan­des­rab­bi­nat Ende des sieb­zehn­ten und Anfang des acht­zehn­ten Jahr­hun­derts. In: Jahr­buch der Gesell­schaft für Geschich­te der Juden in der Čecho­slo­va­ki­schen Repu­blik, 5. Jg., Prag 1933, Neu­aus­ga­be Textor Ver­lag 2008, S. 79 bis 136)) Er starb am 4. Novem­ber 1694 in Prag. Im sel­ben Jahr kam sein Enkel Simon unter mys­te­riö­sen Umstän­den ums Leben und starb Moses‘ Sohn Lazar unter unge­klär­ten Umstän­den im Gefängnis.

Aus dem Jahr 1765 stammt ein Doku­ment, das sich im Säch­si­schen Staats­ar­chiv in Dres­den befin­det und den Titel trägt: “Die von dem böh­mi­schen Juden Jakob Pun­zel gesuch­te Erlaub­nis zu Errich­tung einer Nie­der­la­ge von aus­län­di­scher Wol­le in Baut­zen, inglei­chen die von dem­sel­ben ange­tra­ge­ne Ver­min­de­rung des davon zu ent­rich­ten­den Zolls.” ((https://www.archivportal‑d.de/item/XUECK2J5EB6YHQGFPYFQF4X3YXXT4GSR?offset=0&rows=20&viewType=list&hitNumber=11))
Ein Jakob Pun­zel soll­te sich gera­de in dem Baut­zen nie­der­las­sen wol­len, wo bereits im Mit­tel­al­ter Per­so­nen gelebt hat­ten, die auch den Namen “Pun­zel” tru­gen, aber Chris­ten waren. das ist nicht möglich.

Einen schwung­haf­ten Han­del betrie­ben die Pra­ger Juden mit Schaf­wol­le, die sie von dem Hoch­adel aus sei­nen Herr­schaf­ten und Gütern bezo­gen. Als Woll­händ­ler wer­den in den Akten genannt: die Pra­ger Juden Ber­hard Fan­ta Sacer­dot­te (1643, 1654 und 1665), Salo­mon Kau­der und Man­dl Laza­rus (1648), Aron Löbl Jeüt­tel (1696) und Moses Git­schin (1709–1723).”

Rach­muth, Micha­el: Zur Wirt­schafts­ge­schich­te der Pra­ger Juden. In: Jahr­buch der Gesell­schaft für Geschich­te der Juden in der Čecho­slo­va­ki­schen Repu­blik, 5. Jg., Prag 1933, Neu­aus­ga­be Textor Ver­lag 2008, S. 12.

Der Hin­weis, dass Jakob Pun­zel (oder Bun­zel bzw. Bunzl) aus Böh­men kam, ist sehr vage. Eine Suche im Fir­men­ver­zeich­nis von Prag für das Jahr 1764 brach­te kein Ergeb­nis. Für Jung­bunz­lau konn­te ich für die­se Zeit online kein Fir­men­ver­zeich­nis finden. 

1764 gab es in Prag Wolff Bunt­zl und Sohn, den Gold­schmidt More Bunt­zel sowie Mar­cus Bunt­zl. Ins­ge­samt wur­den zu der Such­ab­fra­ge “Jüdi­sche Fir­men in Prag 1764” (tsch. židovs­ké fir­my 1764) 102 Fir­men auf­ge­lis­tet. Für die Jah­re davor und danach waren es Null bzw. Eins.

1811 leb­te in der Pra­ger Juden­stadt Nr. 35 Eli­as Jon­tef Bun­zel, in der Nr. 261 wohn­ten David und Rachel Bun­zel. ((Sche­ma­tis­mus für das König­reich Böh­men auf das Jahr 1811, Prag o. J., S. 170 u. 194)) 1834 ist in Prag, Juden­stadt, Brei­te­gas­se 114 Herr­sch­mann Löw Bun­zel auf­ge­führt. ((Sche­ma­tis­mus für das König­reich Böh­men auf das Jahr 1834, Prag o. J., S. 533)) 1835 wird im Pra­ger Adress­buch nicht mehr Herr­sch­mann Löw Bun­zel auf­ge­führt, dafür aber fünf wei­te­re Per­so­nen mit die­sem Fami­li­en­na­men. Alle wohn­haft in der so genann­ten Juden­stadt. ((Sche­ma­tis­mus für das König­reich Böh­men auf das Jahr 1835, Prag o. J., S. 632)) Im Jahr 1847 ist aus dem Fami­li­en­na­men Bun­zel auf ein­mal Bunzl gewor­den. Das Adres­sen­buch für die­ses Jahr ver­zeich­net eine sehr gro­ße Zahl von Per­so­nen, die die­sen Namen tru­gen, in der Juden­stadt wohn­ten und dort auch ihr Gewer­be aus­üb­ten. ((Adres­sen-Buch der könig­li­chen Haupt­stadt Prag für das Jahr 1847. Ers­ter Jahr­gang, Prag o. J., S. 18f.)) Zugleich gab es aber einen Josef Bun­zel, Wichs­er­zeu­ger. ((Eben­da, S. 296). Das Adress­buch von Prag aus dem Jahr 1925 ent­hält sowohl den Fami­li­en­na­men Bun­zel als auch Bunzl. Jedoch ist nicht erkenn­bar, ob es sich dabei um jüdi­sche Fami­li­en han­del­te. ((Chyti­luv Adre­sar Hl. Mes­ta, Pra­hy 1925, S. 177)) Im Jahr 1937/38 sind die bei­den Fami­li­en­na­men auch im Adress­buch von Prag zu fin­den. ((Pražs­ký adresář 1937–1938 Všeo­be­cný, obchod­ní, živ­nos­tens­ký, prů­mys­lo­vý, maji­telů domů, o.O. 1937, S. 118))

Mit dem Ein­marsch der deut­schen Trup­pen und der Annek­ti­on der Tsche­cho­slo­wa­kei 1938 besie­gel­te sich das Schick­sal der Ein­woh­ner Prags mit dem Fami­li­en­na­men Bun­zel bzw. Bunzl. Wer nicht recht­zei­tig emi­grie­ren konn­te, wur­de depor­tiert und ermor­det. Die Holo­caust-Daten­bank Tsche­chi­ens ent­hält 10 Per­so­nen mit dem Fami­li­en­na­men Bun­zel und 34 mit dem Fami­li­en­na­men Bunzl. Rena­ta Bunzlo­va war neun Jah­re alt, als sie mit ihren Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen zunächst in das KZ The­re­si­en­stadt kam, um von dort wei­ter nach Riga ver­schleppt zu wer­den, wo alle den Tod fanden.

Mit­te April 1945 kamen Ver­tre­ter des Schwe­di­schen Roten Kreu­zes in das KZ The­re­si­en­stadt und erfass­ten alle dort noch befind­li­chen Juden. Die Lis­te ging an die “Mosais­ka Foer­sam­lin­gens I Stock­holm. Kom­mit­tee foer Effer­k­rigsh­jaelp” in Stock­holm, Wah­ren­dorffs­ga­tan 3. Die­se über­gab sie der in New York erschei­nen­den Jüdi­schen Zei­tung “Auf­bau”, die sie in ihrer Aus­ga­be vom 13. Juli 1945 ver­öf­fent­lich­te. Unter den Namen waren:
Pun­zel, Hans 24 Jah­re alt inter­niert: The­re­si­en­stadt, Bäcker­gas­se 2
Pun­zel, Susi 22 Jah­re alt inter­niert: The­re­si­en­stadt, Bäcker­gas­se 2.
Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass es sich hier um eine fal­sche Namens­schrei­bung han­delt und die Fami­li­en­na­men eigent­lich Hans Bun­zel und Susi Bun­ze­lo­va lau­ten müss­ten.
Über ihr wei­te­res Schick­sal ist nichts bekannt. In der Daten­bank der Holo­caust-Über­le­ben­den sind sie nicht ver­zeich­net. Und auch eine per­sön­lich durch­ge­führ­te Recher­che in der Biblio­thek von Vad Jas­hem in Jeru­sa­lem erbrach­te kei­ne Ergebnisse.

Eine wei­te­re jüdi­sche Linie mit den Fami­li­en­na­men Bun­zel bzw. Bunzl gab es in Wien. Von 1888 gibt es ein Doku­ment, in dem der Name Pun­zel steht. Es geht um Maria Pun­zel, geb. 28. Dezem­ber 1888, gest. 1. Janu­ar 1889. ((https://tng.adler-wien.eu/getperson.php?personID=I110987&tree=adler_person)) Ihr Name ist im “Ver­zeich­nis der in Wien Ver­stor­be­nen” ent­hal­ten. Das Ver­zeich­nis ent­hält kei­ne wei­te­ren Infor­ma­tio­nen. Mit dem Namen “Punz” sind sechs Per­so­nen auf­ge­lis­tet, mit “Bun­zel” 38 und mit “Bunzl” 117 ((https://tng.adler-wien.eu/search.php?mylastname=BUNZL&lnqualify=equals&mybool=AND)).

In ihrer Aus­ga­be vom 5. Juli 1910 berich­tet die Zei­tung “Bohe­mia” auf S. 4 über die Insol­venz von “Johann Pun­zel, Kauf­mann in Wien I., Fleisch­markt 17″ ((https://kramerius5.nkp.cz/view/uuid:6efcab3f-a684-11de-8e93-00145e5790ea?page=uuid:7292a711-5c4f-4e43-9121–502e5407f37f&fulltext=Punzel)) und am 2. April 1912 über den Leh­rer V. Pun­zel ((https://kramerius5.nkp.cz/view/uuid:6f138e7b-a684-11de-8e93-00145e5790ea?page=uuid:0a78144b-c452-4e7e-8b7b-60e642f89d45&fulltext=Punzel)) Die Wie­ner Adress­bü­cher die­ser Jah­re ent­hal­ten kei­ne Per­so­nen mit die­sen Namen. 

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